
Das deutsche Unternehmen Herrenknecht wurde von der spanischen Regierung ausgewählt, um eine Machbarkeitsstudie für das Megaprojekt eines Unterwassertunnels durchzuführen, der Marokko mit Spanien verbinden soll, berichtet RFI.
Seit Jahrzehnten ist es ein „Dauerprojekt“. Doch eines der ehrgeizigsten Projekte der Welt scheint diesmal wirklich wiederbelebt zu werden. Die spanische Tochtergesellschaft des deutschen Unternehmens Herrenknecht wurde beauftragt, Lösungen für die technologischen Herausforderungen dieses Projekts zu erarbeiten. Bereits Anfang Dezember hatte die spanische Regierung einen Vertrag über die Anmietung von vier Seismometern unterzeichnet, um den Meeresboden der Meerenge von Gibraltar zu untersuchen.
Kürzer, aber tiefer als der Eurotunnel
Die geplante Infrastruktur, die gemeinsam von Marokko und Spanien entwickelt wird, würde mittelfristig den Transport von mehr als 13 Millionen Tonnen Fracht und 12,8 Millionen Passagieren pro Jahr ermöglichen. Der Tunnel, der Tanger in Marokko mit Tarifa in Spanien verbinden soll, umfasst fast 28 Kilometer Unterwassertunnel in mehr als 200 Metern Tiefe sowie 11 Kilometer Landtunnel. Er wäre zwar kürzer, aber viel tiefer als der Eurotunnel.
Das Projekt stellt erhebliche technische Herausforderungen dar: Die Meerenge von Gibraltar, die an der Grenze der europäischen und afrikanischen tektonischen Platten liegt, ist eine geologisch komplexe Zone mit instabilen Tonabschnitten und starken Meeresströmungen. Derzeit wagt niemand eine Kostenschätzung für ein solches Projekt.
Während der Eurotunnel kürzlich sein 30-jähriges Bestehen feierte, ist die Geschichte des Mittelmeer-Tunnelprojekts von mehr Rückschlägen geprägt. Der erste bekannte Entwurf eines französischen Ingenieurs stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch erst 1979 nahmen der marokkanische König Hassan II. und der spanische König Juan Carlos I. das Vorhaben ernsthaft in Angriff, Afrika und Europa durch einen Eisenbahntunnel zu verbinden.
1981 wurde die Secegsa, eine spanische Staatsfirma, gegründet, um das Tunnelprojekt zu fördern. Dieses Unternehmen existiert bis heute, ebenso wie sein marokkanisches Pendant, die Sned. Das Megaprojekt könnte die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Marokko und der Europäischen Union stärken und den Transport erleichtern, da die Meerenge von Gibraltar, durch die jährlich 100.000 Schiffe fahren, bereits überlastet ist.