Verdächtiger Tod einer jungen afrodeutschen Frau in Berliner Psychiatrie: Familie fordert Untersuchung

Verdächtiger Tod einer jungen afrodeutschen Frau in Berliner Psychiatrie: Familie fordert Untersuchung

Die Familie von Sonia Omoroghomwan sowie mehrere Schwarze Organisationen fordern eine umfassende Untersuchung ihres Todes in einer psychiatrischen Klinik in Berlin. Zahlreiche Hinweise widersprechen der offiziellen Darstellung über den Tod der jungen Frau, berichtet der African Courier.

Der Tod der 25-jährigen Sonia Omoroghomwan in einer Berliner Psychiatrie wirft schwerwiegende Fragen auf – nicht nur zu den Umständen ihres Sterbens, sondern auch zum generellen Umgang der Behörden mit Todesfällen Schwarzer Menschen und zur systemischen Gewalt in psychiatrischen Einrichtungen, erklären Aktivist:innen.

Sonia, eine junge Schwarze Deutsche, wurde am 26. Mai 2025 bewusstlos in einem Badezimmer einer geschlossenen psychiatrischen Station eines Berliner Krankenhauses (Name zurückgehalten) gefunden. Zwei Tage später verstarb sie. Laut Krankenhaus habe sich Sonia mit einem Schal an einer Duschvorrichtung erhängt. Ihre Familie und eine wachsende Zahl Schwarzer Organisationen bezweifeln diese Darstellung jedoch – die vorliegenden Hinweise widersprechen ihr in wesentlichen Punkten.

Widersprüchliche Beweise
Insbesondere Sonias Tante, die sie nach dem frühen Tod ihrer Eltern großzog, dokumentierte zahlreiche Ungereimtheiten am angeblichen Tatort. So soll die Badezimmertür gar nicht abschließbar gewesen sein – ein Widerspruch zur Krankenhausaussage, Sonia habe sich „eingeschlossen“. Zudem sei das angeblich benutzte Duschrohr ein dünnes, instabiles Seitenrohr gewesen, das ihr Gewicht unmöglich hätte tragen können. Fotos zeigen deutliche Spuren von Gewalt: starke Hämatome am Hals, geschwollene Lippen und eine stark hervorgetretene Zunge – alles typische Anzeichen für gewaltsames Erdrosseln. Es fehlen hingegen jegliche Hinweise auf Knoten, Strangmaterial oder andere Merkmale eines Suizidversuchs.

„Der angebliche Suizid soll nachts passiert sein. Ich wurde erst am nächsten Nachmittag nach meiner Arbeit angerufen – nicht um mir zu erklären, was geschehen war, sondern um zu fragen, ob man ihre Organe entnehmen dürfe“, sagte ihre Tante. „Sonia ging es besser. Sie war voller Lebensfreude und Pläne. Ihr Tod darf nicht vertuscht werden“, betont sie.

Für die Familie steht fest: Sonia hat sich nicht selbst das Leben genommen – sie wurde Opfer von Gewalt.

Frühzeitig eingestellte Ermittlungen
Trotz der erschreckenden Hinweise wurden die polizeilichen Ermittlungen bereits wenige Tage nach dem Vorfall eingestellt –

– ohne unabhängige Obduktion,

– ohne Befragung der Familie,

– ohne vollständige Sichtung der Akten.

Mehrere Organisationen – darunter das tubman.network, ISD Bund und Exit Racism Now! – fordern daher die Wiederaufnahme des Verfahrens sowie eine wirklich unabhängige Untersuchung durch eine Sonderkommission unter Einbeziehung internationaler forensischer Expert:innen.

Sie fordern zudem die Sicherung aller relevanten Beweismittel: CCTV-Aufnahmen aus den Fluren, Eingängen und Stationen des Krankenhauses, medizinische Unterlagen vom 26. bis 28. Mai, forensische Fotos sowie die Befragung aller potenziellen Zeug:innen – einschließlich anderer Patient:innen, Pflegepersonal und Reinigungskräfte. Darüber hinaus wird eine parlamentarische Untersuchung zur institutionellen Verantwortung und zu systemischen Versäumnissen verlangt.

Beispiele von Todesfällen in psychiatrischer Obhut
Sonias Tod reiht sich ein in eine besorgniserregende Serie unerklärter Todesfälle Schwarzer Menschen in psychiatrischen Einrichtungen – sowohl in Deutschland als auch international. 2022 starb Johanna de Souza nach einem Fixierungsvorfall in einem Münchner Krankenhaus. In den USA kam 2023 Irvo Otieno nach gewaltsamer Fixierung durch Krankenhauspersonal ums Leben.

Studien zeigen seit Jahren: Schwarze Patient:innen sind in psychiatrischen Einrichtungen überproportional häufig von Zwangsmaßnahmen, Misshandlungen und mangelndem Schutz betroffen. Laut einem Bericht der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) aus dem Jahr 2023 sind Schwarze Menschen in deutschen Psychiatrien dreimal häufiger von Zwang betroffen. Ähnliche Erkenntnisse gibt es aus Großbritannien, wo laut dem NHS Race and Health Observatory Schwarze Menschen viermal so häufig unter das Mental Health Act gestellt werden wie weiße.

Familie unter Druck – Aufruf zur Unterstützung
Sonias Familie steht unter enormem emotionalen und finanziellen Druck. Eine würdevolle Beerdigung und eine unabhängige Obduktion sind derzeit unerschwinglich. Die für den 23. Juni geplante Beerdigung konnte nur dank öffentlicher Empörung in letzter Minute gestoppt werden. Zudem fehlt es der Familie an juristischer Unterstützung mit Fachkenntnissen im Bereich Menschenrechte oder psychiatrische Gewalt.

Die unterzeichnenden Organisationen rufen zu Spenden und Unterstützung in Form von Rechtshilfe, psychosozialer Betreuung und Solidaritätsaktionen auf. Eine Crowdfunding-Kampagne ist in Vorbereitung.

Sonia Omoroghomwan war eine junge Frau mit Zukunft. Sie starb in einer Einrichtung, die sie hätte schützen sollen. Ihr Tod muss vollständig, unabhängig und öffentlich aufgeklärt werden – im Sinne ihrer Familie und aller, die auf Hilfe in psychiatrischen Institutionen angewiesen sind.

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