Videotipp/arte: Afrikanische Unternehmerinnen machen sich auf nach China

Videotipp/arte: Afrikanische Unternehmerinnen machen sich auf nach China

Wie Tausende junger Afrikaner*innen haben auch Kelly, Julie und Shanny ihre Heimatländer Kamerun, Nigeria und Ruanda verlassen, um in der chinesischen Hafenstadt Kanton Fuß zu fassen – bereit, den Kampf mit den Behörden aufzunehmen. Sie wollen ihr Glück als Kleinunternehmerin versuchen. Vom verborgenen Gesicht einer neuen Form der Globalisierung der chinesischen Wirtschaft.

Anstatt mitanzusehen, wie ihre Heimatländer immer mehr in den Würgegriff der chinesischen Wirtschaft geraten und mit Massenware aus dem Reich der Mitte überflutet werden, haben sich afrikanische Unternehmerinnen dorthin aufgemacht, wo die Waren produziert und dann nach Afrika verschifft werden: in die südchinesische Hafenstadt Guangzhou. Tausende junger Frauen und Männer, die über etwas Eigenkapital oder Erspartes aus ihren Familien verfügen, suchen eine Investitionsmöglichkeit, wollen sich ausbilden lassen oder an der Quelle des Handels selbst Geschäfte machen. In Guangzhou, wo ein Großteil der chinesischen Billigware eingekauft und verkauft wird, lässt sich dieses Phänomen am besten beobachten.

Afrikanische Unternehmerinnen haben Mandarin gelernt und in verschiedenen Bereichen Unternehmen gegründet, in der Modebranche, der internationalen Logistik oder im Bausektor. Diese Form der „neuen Globalisierung“ findet im Untergrund statt – außerhalb des Rahmens, der den internationalen Handel regelt.

Julie, Jackie, Léa, Fabienne, Ada und Remmie stammen aus Kamerun, Nigeria und Ruanda. Wie die meisten afrikanischen Unternehmerinnen besitzen sie nur ein Studentenvisum, was ihnen Arbeit und Handel verbietet und bisweilen Ärger mit den Behörden einbringt. Obwohl die Frauen sehr unterschiedlich sind, verbindet sie der gleiche Lebensstil: Sie leben allein, ohne ihre Familien, gehen nicht viel aus und arbeiten aufgrund der Zeitverschiebung zwischen China und ihren Kunden in Afrika bis spät in die Nacht. Auf verschiedenen Erzählebenen macht der Dokumentarfilm das verzweigte Geflecht der globalisierten Handelsströme sichtbar. Mit dem Porträt starker Frauen in ihrem Geschäftsalltag möchte der Film Frauen, die soziokulturelle Normen überschreiten, zu mehr Sichtbarkeit verhelfen.

Regisseurin Marie Voignier wurde keine Dreherlaubnis erteilt; deshalb filmt sie verdeckt mit dem Handy und vermittelt dem Publikum so einen unverstellten und direkten Blick auf das Geschehen. Um die Identität der Frauen zu schützen, spielen Laiendarstellerinnen Szenen aus dem Geschäftsalltag der Unternehmerinnen nach. (arte)

Verfügbar bis 16/12/2023.

https://www.arte.tv/de/videos/098429-000-A/na-china/