Volker Seitz*: Kommentar – Uganda verbietet „Kleidung der toten Weißen“

Volker Seitz*: Kommentar - Uganda verbietet „Kleidung der toten Weißen“
Museveni. Foto: Ingrid Aouane

Jährlich landen über 400.000 Tonnen gebrauchte Kleidung in afrikanischen Häfen. Der oft wegen seiner Repression im Lande zu Recht kritisierte ugandische Präsident Yoweri Museveni hat mit sofortiger Wirkung den Import von Gebrauchtkleidern verboten. Hier handelt er zum Schutz lokaler Betriebe.

Ein Großteil der in Uganda angebotenen Secondhand-Kleidung kommt aus Europa und den USA. Die Wegwerfmentalität des Westens schadet nicht nur Uganda. Die besseren Stücke werden in Osteuropa verkauft. Für Afrika bleibt oft nur alte oder schäbige Ware. Die immer schlechtere Qualität der Kleidung wandert dann nach kurzer Zeit auf den Müll.

Mehr als eine Million Tonnen gebrauchte Textilien werden allein in Deutschland dem Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) zufolge jährlich für die Wiederverwertung gesammelt.

Museveni hat bei der Verkündung des Verbots den in weiten Teilen Afrikas – auch von mir oft gehörten – Spott „Kleidung der toten Weißen“ verwendet.

Der Handel mit Gebrauchtkleidung ist in vielen Ländern problematisch, wenn wenige Händler den Import kontrollieren. Manchmal wird die Ware von Schein-Hilfsorganisationen als Hilfsgut unverzollt eingeführt.

Uganda folgt mit dem Verbot Ruanda, das bereits vor vier Jahren den Import von Altkleidern verboten hat. Schon damals wollten Uganda, Kenia, Burundi und Tansania dem Beispiel folgen. Wegen der Drohung der USA, die Länder von dem Wirtschaftsabkommen AGOA (gewährt afrikanischen Staaten zollfreien Zugang zum US-Markt) auszuschließen, machten diese Länder allerdings einen Rückzieher.

Mit der Eröffnung eines ugandisch-chinesischen Gewerbeparks in Mbale, einer Stadt im Osten Ugandas, handelt Museveni heute selbstbewusster und will mit der Maßnahme seine Textilindustrie schützen.

Ich begrüße, dass Ugandas Präsident den lokalen Unternehmen endlich politische Unterstützung und Vertrauen entgegenbringt. Es ist einen Versuch wert, wenn Uganda eine eigene Wertschöpfungskette von der Baumwollproduktion zum fertigen Kleidungsstück fördern möchte. Baumwolle ist eine der Haupteinnahmequellen in den ländlichen Regionen des Landes. Die ugandische Baumwolle gilt als seidig, fest und doch weich.

Es könnte wie in Ruanda laufen, wo es auch eine Zusammenarbeit mit China gibt. Dort ist Ruandas Regierung darauf bedacht, dass Management-Positionen vornehmlich von Ruandern besetzt werden. Vielleicht macht Museveni mit den Chinesen auch kluge Verträge, so dass sich Uganda künftig nicht nur mit seiner Rolle als Exporteur von Baumwolle begnügen muss.  (*Volker Seitz, Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“, dtv, 11. Auflage 2021)