Welt-Sichten: Migration – Grenzen auf in Afrika!

Welt-Sichten: Migration - Grenzen auf in Afrika!
Christopher Changwe Nshimbi forscht zu Migration, regionaler Integration und informeller Wirtschaft

Wenn Arbeitskräfte in Afrika mobil sind, kann das den Kontinent wirtschaftlich voranbringen – so hat sich das die Afrikanische Union gedacht. Doch die Regierungen beherzigen das nicht, und auch die Europäische Union behindert diesen Ansatz.

Seit Januar 2021 gelten die Regeln der Afrikanischen Freihandelszone (African Continental Free Trade Area, AfCFTA). Die meisten Analysen dazu konzentrieren sich auf das erwartete Wachstum des innerafrikanischen Handels und der regionalen Wertschöpfungsketten, die das verarbeitende Gewerbe und die Agrarindustrie voranbringen werden. Nur wenige fragen danach, welche Folgen die durch die Freihandelszone ausgelöste erhöhte Mobilität der 1,2 Milliarden Menschen in Afrika haben wird.

90 Prozent der afrikanischen Migration findet innerhalb Afrikas statt, zwischen den Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union. Afrikanische Staats- und Regierungschefs haben die Migration schon zu einem Kernbestandteil ihrer Agenda zur Integration und Entwicklung Afrikas gemacht, lange bevor die afrikanischen Länder in den 1980er und 1990er Jahren auf eine neoliberale Wirtschaftspolitik umgeschwenkt sind. Ziel war es, die Ausbildung und den Austausch von Forschern und Fachleuten in ganz Afrika voranzubringen, um deren Fähigkeiten voll auszuschöpfen.

Diese Bestrebungen wurden durch kontinentale, regionale und nationale arbeitsrechtliche Regeln zur Freizügigkeit von Arbeitnehmern innerhalb Afrikas unterstützt. Die Instrumente ermutigen die Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union, den Austausch von Arbeitskräften untereinander zu verstärken. Das soll die Beschäftigung von qualifizierten Arbeitskräften aus den Mitgliedstaaten in anderen Staaten, in denen ein Mangel herrscht, erleichtern.

Ausweisungen und Fremdenfeindlichkeit
Die meisten Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union tun sich aber schwer, das in die Tat umzusetzen. Einige haben zwar Aktionspläne zur Bewältigung von Migration, andere hingegen haben gar keine Migrationspolitik. Migrationswissenschaftler und Aktivisten beklagen, dass die Politik von Ländern wie Südafrika im Gegenteil darauf zielt, die Zuwanderung von gering qualifizierten und ungelernten Arbeitskräften zu beschränken.

Tatsächlich weisen Länder wie Ghana, Nigeria, Südafrika und Sambia regelmäßig eine große Zahl von Einwanderern aus anderen afrikanischen Ländern aus, weil sie sie als „illegal“ betrachten. In einigen dieser Länder sind fremdenfeindliche Einstellungen keine Seltenheit. Viele Afrikaner werfen den Südafrikanern vor, fremdenfeindlich zu sein, doch auch in Nigeria hört man Sätze wie „Ghana muss weg“, der auf die Ausweisung von Einwanderern aus diesem Land zielt. Einkommensstarke und an Naturressourcen reiche Länder in Afrika ziehen qualifizierte und ungelernte Migranten aus anderen afrikanischen Ländern an. Die Politik und die Haltung der Bürger gegenüber Arbeitsmigranten in einigen dieser Länder stehen jedoch im Widerspruch zur kontinentalen und regionalen Politik und dem Streben nach einem integrierten Afrika, das auf dem Austausch von Arbeitskräften beruht.

Lesen Sie HIER den gesamten Beitrag von Christopher Changwe Nshimbi,  Politikwissenschaftler und Direktor des Centre for the Study of Governance Innovation an der Universität von Pretoria, Südafrika auf welt-sichten.org.