Palermo, 22. Juli 2022. Eine Gruppe von Geflüchteten und Migrant:innen ist mit einem humanitären Flug von Libyen nach Italien evakuiert worden. In den Internierungslagern in dem nordafrikanischen Land waren alle der 27 Menschen Folter, Missbrauch oder anderer Gewalt ausgesetzt. Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen kümmern sich in Italien wie bereits in Libyen um die medizinische Versorgung der Geflüchteten und Migrant:innen.
Unter den Evakuierten befinden sich Männer, Frauen und Kinder. Etwa die Hälfte von ihnen wurde in Wohnungen von Ärzte ohne Grenzen im sizilianischen Palermo untergebracht. Sie werden vom Personal der interdisziplinären Klinik für Überlebende von Gewalt und Folter medizinisch versorgt. Die Klinik wird von Ärzte ohne Grenzen in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und den örtlichen Gesundheitsbehörden von Palermo betrieben. Die andere Hälfte der Gruppe wurde in anderen Aufnahmeeinrichtungen in Italien untergebracht und wird bei Bedarf von Teams von Ärzte ohne Grenzen weiter betreut.
„Diese Menschen waren monate- oder jahrelang in Haft. Sie haben auf engstem Raum und unter erbärmlichen Bedingungen gelebt und sind Opfer von Misshandlungen geworden. Nun haben sie endlich die Möglichkeit, in ihren eigenen vier Wänden zu leben und ein normales Leben zu beginnen“, sagt Giorgio Calarco, Medizinischer Teamleiter von Ärzte ohne Grenzen in Palermo.
Die Evakuierten, die hauptsächlich aus Eritrea, dem Sudan und Somalia kommen, sind am 30. Juni in Italien gelandet. Der humanitäre Flug wurde von der Gemeinschaft Sant’Egidio, der UNO-Flüchtlingshilfe, der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Italien, der Evangelischen Waldenser Kirche und dem italienischen Innen- und Außenministerium organisiert.
„Wir sind froh, dass wir einige unserer Patient:innen, die wir bereits in Libyen begleitet haben, evakuieren konnten. Wir wollen ihnen eine spezielle Versorgung anbieten, damit sie sich erholen können“, sagt Edmond Tarek Keirallah, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Palermo. „Die Zahl der humanitären Korridore aus Libyen ist jedoch nach wie vor begrenzt. Aus diesem Grund fordern wir die Stärkung der Evakuierungskanäle, um unsere Patient:innen aus Libyen in sichere Länder zu bringen und weiterhin medizinisch versorgen zu können.“
Wie der kürzlich von Ärzte ohne Grenzen veröffentlichte Bericht „Out of Libya“ unterstreicht, sitzen rund 600.000 Geflüchtete und Migrant:innen in Libyen fest. Es ist äußerst schwierig, sie zu schützen und sie auf legalem Wege zu evakuieren. (MSF)