Africa compact 2023 – für ein starkes Engagement zur Marktsicherung auf dem Nachbarkontinent

Africa compact 2023 – für ein starkes Engagement zur Marktsicherung auf dem NachbarkontinentAfrika grüßt Berlin – in einem beeindruckenden Bild zum Einzug der Teilnehmer:innen aus zahlreichen afrikanischen Staaten ins Berliner Olympiastadion anlässlich der Eröffnung der Special Olympic World Games im Juni 2023. Die aktiv im Sport agierenden behinderten Menschen stellten sich vor in ihren bunten nationalen Trachten, kamen voller Freude zum großen Sportereignis nach Deutschland und strahlten ihre optimistische Stimmung ins Stadion aus.

Gleichzeitig blicken wir auf die Situation unseres Nachbarkontinents und erfahren über die Medien die dort wirkende Krisenlast der globalen Welt, die den Menschen schweres Leid zufügt. Allein die jüngste TV – Doku über den mörderischen Bürgerkrieg im Sudan mit dem folgenden starken Fluchtstrom der Menschen in den Tschad, ist auch aktuelles Beispiel für die Kriege und ethnischen Konflikte mit terroristischen Auseinandersetzungen in allen Regionen von Süd (Somalia ) bis Nord in Libyen. Lt. UNO sind in den 7 Ländern Nordostafrikas 60 Mio. Menschen durch Hunger gefährdet! Die Folgen des Klimawandels sind Hunger und Armut in breiter Front und zwingt die Menschen zu anhaltender Fluchtbewegung über den Kontinent hinweg.

Aber Afrika lebt, und deshalb müssen wir tief genug hineinschauen und bereit sein, unsere entwickelten partnerschaftlichen Bindungen in der postkolonialen Zeit zu den Ländern über die Risiken hinweg, progressiv weiter zu führen. Auch deshalb, weil unter den Bedingungen noch schwacher Stabilität in den Staatsführungen vieler Länder die progressiven  Entwicklungsprozesse gebremst sind, insbesondere durch despotische Spitzenpolitiker und korrupte Eliten.

Im Focus der deutschen Afrikaaktivitäten steht meiner Ansicht nach die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents. Die zu bewältigenden Herausforderungen sind in strukturellen Veränderungen in den sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Bereichen zu lösen, besonders des Ausbaus nachhaltig wirkender sozialer Sicherungssysteme.

Für das deutsche Engagement zur progressiven Wirtschaftsentwicklung Afrikas muss auch die deutsche Wirtschaft gezielt eingehen auf den von der Afrikanischen Union (AU) gewiesenen Weg der kontinentalen Industrialisierung Afrikas, auffordernd proklamiert an die afrikanischen Regierungen (anl. des Afrikatages am 20. Nov.2022 in Niger .

Einige Faktoren zum deutschen Engagement

  1. Die intensive Zusammenarbeit und Unterstützung muss gezielt mit den ausgewählten Reformländern, im klaren Focus auf Investitionen vollzogen werden. Im November 2022 rief Wirtschaftsminister Habeck auf zur Investitionsoffensive in Afrika. Er stellte als „unser Energieminister“ den  Bereich Energie /EE vornan. Die vom BDI verkündete Losung  gegenüber deutschen Unternehmen, „Afrika ist ein Muss in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit“ fordert einen offensiven Aufbruch. Wie erfolgt die wirkungsvolle Umsetzung?
  2. Deutsche Akteure sollten offen, risikofreudig den Interessen und Anliegen der afrikanischen Partner entgegentreten und gezielt antreten zum operativen Fact-finding vor Ort und zur Mobilisierung privater und öffentlicher Investitionsprojekte.
  3. Zum sozialen Sicherungsschutz plädiert Bundesministerin Schulze auch mit der initiierten Migrationsoffensive für Beschäftigung und Qualifizierung im beiderseitigen Job-Management für eine notwendige Fluchtminderung. Notwendig ist, dass in der oben erwähnten konstruktiven Zusammenarbeit gleichzeitig Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze in Handwerk, industrieller Verarbeitung und agro-industrielle Modernisierung geschaffen werden müssen.
  4. Wie arbeiten unsere Unternehmen mit den vom BMZ vorliegenden Positionspapieren zur deutschen Afrikapolitik, aus denen sie ihre Interessen an innovativer Zusammenarbeit im Investment einbringen können?
    Der VDMA zeigt beispielgebend in seinem Positionspapier „Für stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit und bessere Koordinierung der deutschen Aktivitäten in Afrika“ auf konkrete objektbezogene Chancen im Bereich Maschinenbau. Besonders dafür bietet Afrika große Marktpotentiale. Wir sollten die Märkte nicht China überlassen! Das muss Anreiz sein, unsere Bindungen zu den ausgewählten afrikanischen Reformländern zügig und stärker auszubauen.
    Die Verbesserung der Vernetzung unserer Aktivitäten spricht mich auch an, da ich dazu bereits vorschlug,  einen Kooperationskreis von Unternehmen zu bilden, für gemeinsame  Projekte. Ob noch ein von VDMA erwogener ministerieller Posten eines Staatsekretärs für Afrika förderlich wäre, muss beraten werden.
  1. Vom Hamburger Afrika-Verein bleibt zu erwarten, ob die umfangreichen Beziehungen mit afrikanischen Ländern künftig stärker in operativem Stil Projektvorschläge von afrikanischen Akteuren bearbeitet werden, d.h. mehr als ausschließlich Kontaktvermittlung und Beratungen. Interessant ist die Ansage eines Investitionsgipfels in 2023 für Afrika. Das erfordert aus meiner Sicht eine tiefgehende Vorbereitung, einmal auf die Anliegen der afrikanischen Partner für konkrete Projektvorschläge, und gleichzeitig, welche Interessen zeigen deutsche Unternehmen aus den Bereichen der Industrie und Landwirtschaft? Wie unterstützt die KfW- Förderbank mit der DEG die weitere Intensivierung der Investitions- und Handelsbeziehungen?
  1. Verkennen wir nicht, dass das Leben, das Überleben auf dem Kontinent einen enormen Bedarf an Finanzmitteln hervorruft, überwiegend erfüllt durch Hilfe von außen, vorrangig für den humanitären Bereich und mit großem Volumen zur Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung. Hauptpartner sind Weltbank unter anderen internationalen Instituten und potentielle Sponsoren, wie Bill Gates. In der partnerschaftlichen Zusammenarbeit muss auch von unserer Seite darauf hingewirkt werden, dass die Regierungen in verantwortungsvoller Weise ihre Eigenfinanzierung sichern.

Abschließend die Anmerkung zum BMZ-Positionspapier „Weniger Ungleichheit – mehr Chancen für Entwicklung“ vom 21.6.23,in dem ich auf 24 Seiten wenig neue Ansätze zur Reduzierung der Ungleichheit sehe. Allein die deutsche Wirtshaft muss mit wirkungsvollen Initiativen auf die afrikanischen Regierungen und ihre Wirtschaftsorganisation einwirken und sie auf Wege der innerafrikanischen Integration lenken. (Dipl.oec. Gerd Eckert)