Afrika: „Epizentrum des weltweiten Terrorismus“

Afrika: „Epizentrum des weltweiten Terrorismus“
© OCHA/Christina Powell

Gefährdete Menschen in Regionen wie Nigeria (siehe Bild) sind häufig Opfer von Terrorismus: Am Dienstag trafen sich mehrere hochrangige internationale Vertreter am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York, um die zunehmende Bedrohung durch Terrorismus auf dem afrikanischen Kontinent zu bekämpfen. Mehr als die Hälfte der weltweit durch terroristische Gruppen verursachten Morde findet in der Sahelzone statt.

„Afrika bleibt das Epizentrum des weltweiten Terrorismus“, erklärte die stellvertretende Generalsekretärin der UNO, Amina Mohammed, bei einer öffentlichen Debatte des Sicherheitsrats zur Terrorismusbekämpfung in Afrika.

Besorgniserregende Zahlen
Die Zahlen sprechen laut der hochrangigen Vertreterin für sich: Nahezu 60 % aller weltweit verzeichneten Todesfälle durch Terrorismus ereignen sich in Afrika südlich der Sahara. Besonders betroffen ist die Sahelzone, in der allein im letzten Jahr über 6.000 Menschen ums Leben kamen – mehr als die Hälfte der weltweiten Opfer.

Burkina Faso an der Spitze
Burkina Faso verzeichnete einen Anstieg der Todesfälle um über zwei Drittel und führt damit die globale Liste der Opfer von Terrorismus an. Auch die Küstenstaaten Westafrikas bleiben nicht verschont: Innerhalb von nur zwei Jahren stiegen die Angriffe von Gruppen, die Al-Qaida und dem Islamischen Staat angehören, um mehr als 250 %.

Amina Mohammed verwies auf Beispiele wie die Allianz „Gruppe zur Unterstützung des Islams und der Muslime“ (GSIM oder JNIM) im Benin oder „Lakurawa“, eine weniger bekannte Organisation, die grenzüberschreitende Angriffe in Nigeria, Niger und Tschad durchführt. Es bestehe ein erhöhtes Risiko von Infiltration und Radikalisierung, insbesondere im Norden Ghanas, Togos und der Elfenbeinküste. „In diesem Tempo steht die Zukunft ganz Westafrikas auf dem Spiel“, warnte Mohammed.

Bekämpfung der Ursachen
Um Terrorismus effektiv zu bekämpfen, forderte Mohammed einen Fokus auf die Ursachen des Phänomens. Terrorismus werde durch Instabilität, Armut, Ungleichheit und Perspektivlosigkeit genährt.

„Wenn die Finanzierung von Entwicklungsprogrammen abnimmt, wenn schwache Institutionen mit schlechter Regierungsführung einhergehen, wenn Frauen und junge Menschen von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen werden und wenn öffentliche Dienstleistungen unzureichend oder ungleich verteilt sind, entsteht ein fruchtbarer Boden für Radikalisierung und Rekrutierung“, erklärte sie.

Zudem betonte sie die Notwendigkeit, Menschenrechtsansätze zu verfolgen, da Maßnahmen gegen den Terrorismus oft mit Menschenrechtsverletzungen einhergingen.

Regionale Zusammenarbeit
„Regionale Zusammenarbeit ist der Dreh- und Angelpunkt jeder effektiven Strategie gegen den Terrorismus“, betonte Mohammed.

Die Afrikanische Union (AU) spiele hierbei eine Schlüsselrolle, um nationale und internationale Bemühungen zu koordinieren. Der AU-Kommissar für politische Angelegenheiten, Frieden und Sicherheit, Bankole Adeoye, unterstrich die Bedeutung afrikanischer Führungsstärke und entwicklungspolitischer Ansätze. Zu den Initiativen der AU gehören das Anti-Terrorismus-Zentrum und die Entwicklung eines strategischen Kontinentalplans zur langfristigen Bekämpfung des Terrorismus.

Said Djinnit vom African Centre for the Constructive Resolution of Conflicts (ACCORD) in Durban, Südafrika, betonte, dass eine ganzheitliche und integrierte Perspektive erforderlich sei. Die Rolle staatlicher Strukturen sei hierbei entscheidend.

„Es hat sich gezeigt, dass die Terrorismusbekämpfung erfolgreicher ist, wenn sich Zivilisten gegen den Terrorismus stellen und durch ihren Staat sowie dessen Sicherheitsstrukturen geschützt fühlen“, so Djinnit abschließend. (UNO)