Nigerias Gesellschaft ist tief gespalten. Einer großen Mehrheit junger Menschen steht eine alte Politelite gegenüber, die an der Macht festhält. Die Gerontokratie ist nicht nur kulturell bedingt, sondern auch gesetzlich abgesichert. Die Macht zu teilen, ist keine Option für die etablierte Herrschaftselite. Eine Analyse der Konrad Adenauer Stiftung.
Nigeria, mit über 200 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas, hat eine sehr junge Bevölkerung. Mehr als 60 Prozent der Menschen sind unter 24 Jahre alt. Das Durchschnittsalter beträgt 18,1 Jahre. Junge Menschen bilden somit die Mehrheit in Nigeria, einem Land, das seit seiner Unabhängigkeit im Jahre 1960 viele Militärdiktaturen erlebte und erst seit 1999 ununterbrochen demokratisch verfasst ist. Die Geschichte eines unabhängigen Nigeria brachte eine Reihe an jungen Diktatoren hervor. General Yakubu Gowon war 31 Jahre alt, als er im Jahre 1966 Staatschef wurde. Spätere Militärherrscher wie Murtala Muhammed und Olusegun Obasanjo hatten bei der Machtübernahme das 40. Lebensjahr noch nicht erreicht.
Heute, im demokratisch verfassten Nigeria, sucht man vergeblich nach jungen Menschen, die die Geschicke ihres Landes politisch mitgestalten. Nigeria wird seit fast zwei Dekaden von einer Politikerkaste regiert, die sich vor allem durch Elitenkontinuität auszeichnet. Muhammadu Buhari, der 78-jährige ehemalige General und gegenwärtige Präsident des Landes, steht exemplarisch für diese Elitenkontinuität. Er hatte bereits von 1983 bis 1985 die Regierungsgeschäfte als Juntachef inne. In seinem 44-köpfigen Kabinett, das im März 2021 ein Durchschnittsalter von 61 Jahren aufwies, sitzen viele Minister, die bereits in früheren Legislaturperioden oder unter Militärdiktator Sani Abacha in den 1990er Jahren hohe politische Ämter bekleideten. Doch auch im Parlament ist es nicht besser um die Repräsentation der nigerianischen Jugend bestellt. Das Durchschnittsalter im Repräsentantenhaus lag bei Vereidigung der Abgeordneten im Jahre 2019 bei 55,7 Jahren. Und der Senat, zu dem keine Daten vorliegen, aber in dem traditionell viele Ex-Gouverneure und Ex-Minister sitzen, wird im Volksmund gerne als Altersversorgung für in die Jahre gekommene Eliten verspottet.
Junge Menschen werden gesetzlich von politischen Ämtern ausgeschlossen …
(Konrad Adenauer Stiftung, Bild: Christina @ wocintechchat.com)
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