Szenen des alltäglichen Erlebens zu Rassismus thematisieren die beiden Autorinnen in dreizehn Gesprächen. Das Buch beginnt mit ihrer Motivation, gemeinsam einen Podcast zu diesem Thema zu realisieren und diese Texte zu veröffentlichen.
Die Verfasserinnen fordern auf, sich bewusst zu machen, dass im täglichen Geschehen so manches übersehen wird. Notwendig sei es, sich mit Rassismus zu befassen und genauer hinzusehen. Dieses Verhalten verdeutlichen sie in beeindruckender Weise in den einzelnen Kapiteln.
Das erste Kapitel dreht sich um Begriffe wie Schwarzfahren, Schwarzsehen, Schwarzmalen, soll man sich über diese Aussagen entrüsten, so die Frage.
Grenzen: ist es ein netter Spaß oder sind es rassistische Klischees? Beispielhaft aufgezeigt an den Karnevalsvergnügen mit dem Vorschlag „gehe doch als Afrikanerin“ Frau Brokowski-Shekete und Frau Kuchenny plädieren dafür, Räume zu öffnen, um Gefühle wahrzunehmen und Beobachtungen kritisch zu hinterfragen.
Die Autorinnen beschreiben den Umgang mit Diskriminierungserfahrungen und schildern die Erlebnisse in der Deutschen Bahn. Sie stellen die Frage, wie damit umgehen, wenn die Hautfarbe entscheidend ist für abwertendes Verhalten.
Selektive Wahrnehmung – gibt es Geflüchtete zweiter Klasse? Berichtet wird von afrikanischen Studenten aus der Ukraine, die das Land nicht verlassen durften. Unterstützung erhielten sie nur von der Schwarzen Community.
Der nächste Abschnitt widmet sich dem ersten Eindruck – Schubladendenken. Denn Deutsch kann nur von Deutschen richtig gesprochen werden. Das Beispiel beleuchtet die Bewerbung um eine Lehrerstelle. Warum sprechen Sie ein solches Deutsch? Der Schulleiter fragt nach: „Ich habe hier eine Verständnislücke, ich möchte es aber verstehen.“ Die Verfasserinnen unterstreichen diesen für sie wichtigen Schlüsselsatz.
Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Aussage „du nix verstehen – ich dir zeigen wollen“. Ist der Umgang mit der Sprache nur eine gedankenlose Verhaltensweise? Erforderlich sei eine respektvolle Kommunikation, so die Gesprächspartnerinnen. Das beinhalte, allen Menschen mit der gleichen Wertschätzung und Ansprache zu begegnen.
Um kulturelle Aneignung, am Beispiel von Dreadlocks, geht es im weiteren Gespräch. Erwähnt wird Fridays for Future, die das Tragen dieser Haartracht nicht akzeptabel fanden und die Sängerin nicht auftreten konnte. Verlangt wurde von ihr, dass sie ihre Haare abschneide.
Humor, die Problematik von kulturellen Witzen, wird im nächsten Kapitel angesprochen.
Die Lösung, gemeinsam lachen? Rücksicht und Perspektivwechsel, Gags nicht auf Kosten anderer sind eine formulierte Sichtweise. Feinfühlige Umgangsformen seien ebenso gefragt, um Vorurteile und Stereotypen offen ansprechen zu können.
Im folgenden Abschnitt wird die Problematik der Balance zwischen Integration und Identität behandelt. „Wer dazu gehören will, muss sich anpassen.“ Offen aufeinander zuzugehen, den anderen verstehen wollen sowie Perspektivwechsel sind gute Möglichkeiten, sich mit den Traditionen und Regeln einer Gesellschaft vertraut zu machen, so die Botschaft. Drei Webseiten werden genannt, die Beispiele von Integration nachvollziehbar machen.
Im Kapitel Neue Stereotypen in der Rassismusdebatte wird gefragt, ob gutes Schwarz, schlechtes Weiß in dieser Frage weiterbringt. Wesentlich sei, so wird hier hervorgehoben, zu differenzieren, keine pauschalierenden Aussagen oder gar Vorwürfe zu äußern. Kurz zusammengefasst, der Gesprächsfaden dürfe nicht abreißen.
Altes Klischee, neue Vorurteile – Hier stellen die Schulamtsdirektorin und die Moderatorin die Frage, ob ein Mensch, der in einer für ihn, sie neuen Kultur leben will, diese Gepflogenheiten kennenlernen; beachten und befolgen muss: Kultur der anderen erklären zu wollen, wird angesprochen und mit einem Beispiel eines Jugendlichen aus Gambia belegt.
Farbe ins System bringen – Berichtet wird von der Erfahrung bei einer Bewerbung, bzw. bei einer Veranstaltung. Diese Äusserung bezieht sich auf eine Schwarze, die als Einzelperson auftritt.
Hier ist Kommunikation gefragt, etwa wie haben sie das gemeint. Unterstützung helfe, so die Autorinnen durch Erklären des eigenen Eindrucks und um den anderen zum Nachdenken zu bringen.
Im letzten Abschnitt des Buches konzentrieren sich die Aussagen auf Respekt und Grenzerfahrungen.
„Nur gucken; nicht anfassen“ – Hier werben die Autorinnen dafür, Distanzzonen einzuhalten, bzw. um Erlaubnis zu fragen, wenn es wichtig ist, wie hier Haare anzufassen, um etwas zu begreifen.
In jedem Kapitel werden weiterführende Hinweise auf Webseiten angezeigt.
Reden und zusammen! Diese Form der wichtigen und unabdingbaren Kommunikation taucht in jedem der Gesprächsabschnitte auf.
Eine Lektüre interessant, spannend, zum Nachdenken auffordernd, wie verhalte ich mich, was berührt mich, wo will ich mich engagieren für ein gutes Miteinander.
Dieser Gedankenaustausch besticht durch Fragen, die jeden, jede von uns ansprechen. Ein lehrreicher, aufschlussreicher und informativer Lesestoff, der Raum lässt für eigenes Empfinden und Erlebnisse.
Die Gespräche der Autorinnen sind ein wichtiger Beitrag, schwierige Verhältnisse, über die leicht gestolpert werden kann, mehr in das Bewusstsein zu rücken. (Theresa Endres)
SchwarzWeiss Es geht auch anders. Gespräche über Alltagsrassismus
Brokowski-Shekete, Florence – Kuchenny, Marion
Orlanda Verlag
EUR 22,00