Dieser Roman schildert die schwierigen Lebensbedingungen der Bevölkerung in den Bergen im Norden Kameruns. Elend, Bedürftigkeit, die grausamen Aktivitäten von Boko Haram, die Auswirkungen des Klimawandels und die existierenden Traditionen bestimmen den Alltag.
Auch von Faydé: Sie versucht, mit ihrer Mutter und ihren drei Geschwistern, ihrer Familie, das Überleben zu sichern. Ihr Vater wurde von Boko Haram verschleppt. Sie kann nicht weiter die Schule besuchen. Die dürftigen Ernteerträge, unter dem Einfluss der geringen Niederschläge und der kargen Böden erschweren zusätzlich ihre Situation. Der Kampf um die tägliche Nahrung wird immer aussichtsloser.
Unter diesem Druck, auch weil die anderen Mädchen im Dorf von ihrem Leben in Maroua, der nächsten Stadt, erzählen, versucht sie ihre Mutter davon zu überzeugen, auch das Dorf zu verlassen. Erst nach dem Besuch des Wahrsagers, der ihr eine schwere, aber erfolgversprechende Zukunft vorhersagt, lässt die Mutter zu, dass ihre Tochter in die Stadt geht. Sie will dort als Hausmädchen Geld für die Unterstützung der Familie verdienen.
Mit allerlei Ratschlägen wird sie von den anderen Hausangestellten in ihre neue Rolle eingeführt. Ihr wird eingeschärft, dass sie sich niemals wehren darf, auch nicht gegen ungerechte verletzende Behandlung. Allgegenwärtig ist die tiefe Verachtung ihrer neuen Umgebung. Die drei Ehefrauen, deren Kinder, die Cousinen zeigen ihr ganz offen, dass sie nicht zu ihnen gehört. Sie bezeichnen Faydé als Kaado, das gilt für alle, die der „unteren“ Schicht angehören.
Vielerlei Unterstützung erhält sie von ihren Freundinnen, die auch als Hausmädchen arbeiten. Mit ihnen teilt sie ihre Wohnung. Sie erzählen von ihren Erlebnissen des Tages. Ihnen gemeinsam ist der Traum von einer besseren Zukunft, in der sie nicht mehr als Hausangestellte arbeiten müssen.
Faydé erledigt alle Arbeiten mit großer Sorgfalt. Sie hofft damit auf einen höheren Lohn. 8000 Franc im Monat soll sie erhalten.
Im Hause bekommen die Kinder Nachhilfeunterricht. Faydé nimmt aus der Distanz am Unterricht teil. Boukar, der Lehrer, empfiehlt ihr, die Abendschule zu besuchen.
Nur mit viel Mühe entkommt sie dem Vergewaltigungsversuch des Bruders ihres Arbeitgebers.
Boukar, in den sie sich verliebt hat, hört ihr zu und sorgt dafür, dass dieser Versuch im Hause bekannt wird. Auch er hat sich in Faydé verliebt.
Faydé muss zu ihrem Arbeitgeber Alhadji. Sie wird von ihrer Mutter begleitet. Diese erklärt, dass er der Vater ihrer Tochter sei. Alhadji verklagt die Mutter wegen Verleumdung. Sie wird von der Polizei abgeholt und ins Gefängnis gebracht. Wieder hilft Boukar. Die Familie von Faydé verlässt für immer diesen Ort. Boukars Eltern wollen eine Heirat mit der Tochter ihres Freundes. Boukar beugt sich aus Respekt vor seinem Vater diesem Wunsch.
In der Zwischenzeit hat Fayde ihr Abitur gemacht und arbeitet im Hospital in Maroua. Dort trifft sie auf ihre früheren Arbeitgeber und auf Boukar.
Die Autorin des Romans Djaili Amadou Amal hat eigene Erfahrungen mit Zwangsheirat. Alle Formen der Unterdrückung der Frauen in der Sahelzone hat sie durchlebt. 2012 gründete sie eine Vereinigung, die sich für die Bildung von Frauen und gegen geschlechtsspezifische Gewalt einsetzt.
Diese Veröffentlichung ist ihr zweiter Roman. Ihr erster Roman „Die ungeduldigen Frauen“ hat viel Aufmerksamkeit erfahren und Auszeichnungen erhalten. Djaili Amdou Amal ist eine der wichtigsten Schriftstellerin Kameruns. 2022 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Sorbonne. (Theresa Endres)
Djaili Amadou Amal
Im Herzen des Sahel
übersetzt von Ela zum Winkel
reihe afrika bewegt
2023 Orlanda Verlag, Berlin
249 S. EUR 22,00
ISBN 98-3-949545-39-9