Entführungen in Westafrika: Eine wachsende Bedrohung für Sicherheit und humanitäre Helfer

Entführungen in Westafrika: Eine wachsende Bedrohung für Sicherheit und humanitäre Helfer

Entführungen stellen in Westafrika eine immer größere Bedrohung dar. Bewaffnete Gruppen, ob dschihadistisch oder kriminell, nehmen sowohl ausländische Staatsangehörige als auch lokale Persönlichkeiten ins Visier. Diese Akte der Gewalt, die aus politischen, ideologischen oder wirtschaftlichen Motiven erfolgen, beeinträchtigen massiv die Friedens- und Entwicklungsbemühungen in der Region. Jüngste Vorfälle, wie die Entführung einer österreichischen Staatsbürgerin im Niger, verdeutlichen das Ausmaß des Problems und zeigen die Verwundbarkeit bestimmter Gebiete, die bereits durch Unsicherheit geschwächt sind.

Entführung einer österreichischen Staatsbürgerin in Agadez
Eine österreichische Staatsangehörige, Eva Gretzmacher, wurde in Agadez, einer strategisch wichtigen Stadt im Norden Nigers, entführt. Der Vorfall ereignete sich laut Berichten der nigrischen Nachrichtenagentur (ANP) am Samstagabend. Die Umstände der Entführung markieren eine neue Eskalation der Unsicherheit in dieser anfälligen Region nahe den Grenzen zu Algerien und Libyen.

Nach Angaben der ANP geschah die Entführung gegen 19 Uhr. Drei maskierte Personen griffen Gretzmacher in einem Geländewagen an. Die 70-Jährige, die sich in humanitären Projekten engagierte, wohnte in der Nähe des Caritas-Büros in Agadez, einer Organisation, die sie unterstützte. Bei der Attacke wurde ein benachbarter Händler angeschossen. Obwohl einer der Angreifer verletzt wurde, gelang es der Gruppe, Gretzmacher an einen unbekannten Ort zu verschleppen.

Bekennerschreiben des MUJAO
Eva Gretzmacher war bekannt für ihr humanitäres Engagement. Sie widmete einen Großteil ihres Lebens der Unterstützung nomadischer Bevölkerungsgruppen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und grundlegende soziale Dienstleistungen. Laut der regionalen Zeitung Aïr Infos leitete sie eine lokale NGO und spielte eine Schlüsselrolle in der Unterstützung gefährdeter Gemeinschaften. Ihr Verschwinden ist ein schwerer Schlag für die lokale Bevölkerung, die ihren Einsatz sehr schätzte.

Der Vorfall reiht sich in eine Serie von Entführungen in der Region Agadez ein, die oft von Gewalt und Instabilität geprägt ist. Bereits 2010 wurden in der Region fünf Franzosen, ein Togolese und ein Madagasse von militanten Gruppen entführt. Diese Tat wurde von der dschihadistischen Bewegung MUJAO (Mouvement pour le Jihad en Afrique de l’Ouest) für sich reklamiert.

Entführungen als Finanzierungsstrategie
Die Entführungen in dieser Region verdeutlichen die fragile Sicherheitslage im Niger, wo bewaffnete Gruppen, Schmuggler und extremistische Milizen eine ständige Bedrohung darstellen. Agadez dient oft als Transitpunkt für militante Gruppen, die die Instabilität für ihre Zwecke ausnutzen. Entführungen sind dabei eine gängige Methode, um Gelder für ihre Operationen zu beschaffen oder internationale Aufmerksamkeit zu erzielen.

Im Juni wurde die Region durch eine weitere Entführung erschüttert: Der Präfekt von Bilma und fünf seiner Begleiter wurden von einer bewaffneten Gruppe verschleppt, die sich zum Front Patriotique pour la Justice (FPJ) bekannte. Diese Gruppe protestierte gegen den Militärputsch im Niger im Juli 2023, der die demokratisch gewählte Regierung stürzte.

Eine besorgniserregende Realität in Westafrika
Entführungen aus politischen, ideologischen oder wirtschaftlichen Gründen sind leider in vielen Regionen Westafrikas zur traurigen Realität geworden. Neben dem Niger verzeichneten Länder wie Mali, Burkina Faso und Nigeria ähnliche Vorfälle, bei denen ausländische und lokale Opfer von Terroristen oder kriminellen Banden entführt wurden. Die lokalen Behörden haben Schwierigkeiten, diese Gewaltwelle einzudämmen, da zahlreiche Faktoren wie durchlässige Grenzen, begrenzte Ressourcen und interne Konflikte zwischen bewaffneten Gruppen eine Rolle spielen.

Beispiele wie die Entführung des ehemaligen Präsidenten der Afrikanischen Union, Pierre Buyoya, in Mali 2019, oder die Verschleppung von Mitarbeitern der NGO Action contre la Faim in Burkina Faso 2018 zeigen, wie ernst die Lage ist. Diese Vorfälle behindern nicht nur die humanitäre Hilfe, sondern verdeutlichen auch die Herausforderungen, denen sich die Behörden in entlegenen und schwer zugänglichen Gebieten gegenübersehen. (Quelle: afrik.com)