Flüchtlinge aktiv im Kampf gegen Covid-19 – Beispiele aus Kenia und weiteren Ländern

Flüchtlinge aktiv im Kampf gegen Covid-19 – Beispiele aus Kenia und weiteren Ländern
Innocent verkauft seine Seife zu günstigen Preisen – UNHCR/Samuel Otieno

Für die meisten von uns konnte das Jahr 2020 nicht schnell genug vorüber sein. Die COVID-19-Pandemie hat fast 1,8 Millionen Menschen das Leben gekostet und extreme Not verursacht. Auch wenn die Impfkampagnen jetzt – langsam – anlaufen, werden die sozioökonomischen Auswirkungen der Pandemie noch jahrelang zu spüren sein – vor allem in den am wenigsten entwickelten Ländern, in denen die meisten Vertriebenen der Welt leben.

Doch wir sind hoffnungsvoll. Vertriebene Menschen auf der ganzen Welt, von denen viele unvorstellbare Verluste erlitten haben, haben uns gezeigt, was es bedeutet, widerstandsfähig zu sein, und was es braucht, um eine Krise zu überwinden.

Hier sind einige Wege, wie sie uns in 2020 inspiriert und sich im Kampf gegen Covid-19 engagiert haben:

  1. Sie finden neue Wege, um zu helfen
    Social Media und Gesundheitsberatung? In Pandemiezeiten nichts Ungewöhnliches. Salam, die in Jordanien in einer Apotheke arbeitet, beantwortet über ihr Instagram-Profil häufig gestellte Fragen rund um das Coronavirus von Jordanier*innen und syrischen Flüchtlingen.

„Jeder von uns kann einen Teil zum Kampf gegen Covid beitragen,“ sagt Salam, „Flüchtlinge sind ein wichtiger Teil der Antwort und ich kann dank meiner Apothekerausbildung eine andere Perspektive einbringen.“

  1. Sie stellen Seife, Masken und Hygieneartikel her

Als Innocent Havyarimana, ein burundischer Flüchtling, zum ersten Mal hörte, dass Händewaschen entscheidend für die Prävention des Coronavirus ist, tat er etwas, was nur wenige Geschäftsleute tun würden – er senkte seine Preise.

„Jeder braucht Seife. Ich beschloss, den Preis zu senken, damit sie sich auch tatsächlich jeder leisten kann“, sagt er. Innocent lebt im Flüchtlingslager Kakuma, einem der größten in Kenia.

Flüchtlinge, Mitarbeitende von Hilfsorganisationen und Kenianer*innen der Aufnahmegemeinde gehören zu seinen Kunden. Die Produkte werden in seiner kleinen Werkstatt hergestellt. „Ich variiere die Größe der Seifenbehälter, die ich verkaufe. Angefangen von 100 Milliliter bis hin zu einem Liter, damit auch diejenigen, die nur 50 Cent haben, etwas Seife kaufen können, um sich vor dem Virus zu schützen“, sagt Innocent, der 2013 vor dem Konflikt in Burundi floh. Zwei Jahre später hat er in Kenia vom UNHCR einen Kredit erhalten, um sein Geschäft zu starten.

Das Coronavirus und die damit einhergehenden Einschränkungen haben viele Menschen hilflos zurückgelassen. Innocent ist ein Beispiel für jemanden, der eine Chance sah, etwas zu verändern, und sie ergriff.

  1. Sie engagieren sich für mentale Gesundheit
    Rita Brown hebt ihr Smartphone in die Luft, um die Verbindung zu prüfen, während sie ihre lila Trainingsmatte auf dem Boden ausrollt. Dann öffnet sie die Facebook-App auf ihrem Handy, bevor sie es vor sich auf einen Stuhl stellt. In einer Minute wird sie live gehen.

Rita ist bereit für ihre Online-Yogastunde, die Hunderte von Flüchtlingen und kenianischen Zuschauer*innen anzieht. Eine Yogastunde, die in einem Flüchtlingslager gefilmt wird, aber Menschen weit über dessen Grenzen hinaus hilft.

Rita und ihre Zwillingsschwester Dorine mussten mit nur sieben Jahren vor schweren Gewaltausbrüchen aus ihrer Heimat Uganda fliehen. Ihre Eltern wurden ermordet, die beiden Mädchen waren auf sich allein gestellt.

„Yoga hat mir geholfen mit vielem fertig zu werden,“ sagt sie. Mentale Gesundheit ist wichtig – das weiß Rita aus eigener Erfahrung. Jetzt möchte sie etwas an andere weitergeben, und anderen helfen, die mit dem Lockdown zu kämpfen haben.

  1. Sie sind Ärzt*innen, Pfleger*innen und medizinisches Personal
    Viele Monate hat Carmen Parra in 12- und 24-Stunden-Schichten als Teil eines Ambulanzteams in Peru gearbeitet, das Patient*innen mit Verdacht auf COVID-19 in ihren Häusern besucht und schwer kranke Patienten ins Krankenhaus transportiert.

Obwohl sie manchmal tagelang ihre drei Kinder nicht gesehen hat, die sie in der Obhut einer engen Freundin waren, ist sie stolz darauf, Teil des COVID-19-Einsatzteams geworden zu sein.

Die ersten zwei Jahre arbeitete sie dort als Kellnerin und Verkäuferin, dann als Empfangsdame in einer Röntgenklinik, bevor der UNHCR und eine lokale NGO ihr halfen, ihre medizinischen Qualifikationen in Peru anerkennen zu lassen. Anfang 2020 kehrte sie in die Röntgenklinik zurück, diesmal jedoch als Ärztin.

Als die Klinik kurz darauf wegen der Pandemie geschlossen wurde, bewarb sie sich als Teil des Ambulanzteams für die COVID-19-Hilfe in Peru und ist seitdem unermüdlich im Einsatz.

  1. Sie unterstützen ihre Aufnahmegemeinden, wo immer sie können
    Marie-Claude lebt allein in der Schweiz und ist Rentnerin. Zu Beginn der Pandemie machte sie sich Gedanken darüber, wie sie sich am besten von einer Ansteckung schützen könnte. Dann klingelte das Telefon. Es war ihr Freund Shadi Shhadeh, ein syrischer Flüchtling, der fragte, wie er helfen könne.

„Als das Coronavirus ausbrach, rief er mich sofort an: ‚Brauchst du etwas?‘ Er wurde fast zu einem Sohn“, sagt Marie-Claude deren erwachsene Kinder Hunderte von Kilometern entfernt in Deutschland und Österreich leben.

Shadi suchte nach praktischen Möglichkeiten, anderen zu helfen. Er wollte dem Land, das ihm Schutz gewärhte, etwas zurückgeben. Schnell mobilisierte er ein Netzwerk von syrischen Geflüchteten in Genf und Lausanne, die für ältere und gefährdete Menschen einkaufen gehen und Besorgungen machen.

Die syrische Flüchtlingsgemeinschaft handelte schnell und schöpfte aus einem tiefen Verantwortungsgefühl für die Bedürftigsten und aus jahrelanger Erfahrung im Überleben von Gefahr und Unsicherheit. (UNO Flüchtlingshilfe)