Flüchtlingssolidarität: „Sind unsere Leben weniger wert, weil wir aus Afrika kommen?!“

Flüchtlingssolidarität: „Sind unsere Leben weniger wert, weil wir aus Afrika kommen?!“Bewegende und aufrüttelnde Mahnwache von Geflüchteten in der Leipziger Innenstadt: Organisiert wurde sie vom Freundeskreis Flüchtlingssolidarität, in dem sich Geflüchtete und Deutsche organisiert haben. „Mein Freund Jeffrey gehörte wie ich zur Bewegung, die friedlich für die Unabhängigkeit Biafras eintritt – dafür werden wir in Nigeria brutal verfolgt.“ Und mit leiser Stimme spricht Tom* weiter: „Jeff war, wie ich, nach Deutschland geflüchtet. Er wurde abgeschoben, in Nigeria sofort verhaftet – nun ist er tot. Das nennt das BAMF ein ‚sicheres Herkunftsland‘. “ 

Als nächster berichtet Paul*, wie ihn vor wenigen Tagen die Polizei abholte: „Ich wollte gerade los zur Spätschicht. Da kamen sie plötzlich und sagten, ich würde noch in der Nacht abgeschoben. Auf meine Fragen, mein Weinen bekam ich nur die Antwort, das sei eben ‚ganz oben‘ so entschieden. Dann legte man mir Handschellen an, ich wurde wie ein Krimineller auf den Boden gedrückt. Nur ein Zufall ergab, dass ich noch hier bin, statt in Nigeria – und in akuter Lebensgefahr. Wir mussten nach Europa flüchten, um unsere Leben zu retten, so wie das zurzeit ukrainische Flüchtlinge tun müssen. Sind unsere Leben weniger wert, weil wir aus Afrika kommen?“

Mutig und ernsthaft weisen die über 20 Geflüchteten und von Abschiebung unmittelbar Bedrohten in bewegenden Statements nach, zu welchem Elend und Leid deutsche Flüchtlingspolitik inzwischen führt. „Wir sind Flüchtlinge, keine Kriminellen. Keiner von uns hier hat sich was zuschulden kommen lassen. Wir wollen arbeiten, keine Almosen. Aber wir fordern das Recht, in Frieden leben zu dürfen!“

Bis zu 50 Menschen beteiligen sich dauerhaft, zahlreiche PassantInnen bleiben trotz Sturm und Regen stehen, kommen ins Gespräch. Viele teilen die Empörung über die unehrliche Flüchtlingspolitik der Regierung, die Flüchtlinge in erste, zweite und dritte Klasse einteilt.

„Wo ist heute die Leipziger Presse – darüber muss doch berichtet werden“, so eine ältere Dame, die selbst Fluchterfahrungen hat.

„Wir fühlen mit den Opfern der Erdbeben in Türkei und Syrien! Wir sind solidarisch mit den mutigen Frauen im Iran und können das Leid der ukrainischen Kriegsflüchtlinge so gut nachvollziehen“, stellt dann einer der Redner klar, „wir stehen hier für alle Geflüchteten – und gemeinsam müssen wir solidarisch sein und Fluchtursachen bekämpfen!“

Ganz anders die Beschlüsse der EU und die der deutschen Bundesregierung, die eine Politik der „erwünschten“ und „unerwünschten“ Migranten verfolgt, noch „konsequentere“ Abschiebung, „Abschreckung“ und harte Abschottung sowie militärische Aufrüstung an den EU-Außengrenzen.

Der Freundeskreis Flüchtlingssolidarität lädt alle Interessierten herzlich ein, gemeinsam und mit den Betroffenen aktiv zu werden gegen Abschiebung und für das Recht auf Flucht einzutreten. Die Mahnwache war dafür ein guter Schritt, und bereits im März trifft man sich erneut in Leipzig und Dresden, um weitere Aktivitäten zu beraten. (PM www.freunde-fluechtlingssolidaritaet.org) (*Namen geändert)