
Laut einer von mehreren UN-Agenturen koordinierten Studie stirbt in Nigeria eine von 100 Frauen während der Geburt oder in den Tagen danach. Im Jahr 2023 entfielen 29 % aller weltweiten Todesfälle durch Geburt auf Nigeria. Schätzungen zufolge starben im selben Jahr rund 75.000 Frauen im Kindbett – das entspricht einem Todesfall alle sieben Minuten. In der Entbindungsstation eines öffentlichen Krankenhauses in Abuja tun Hebammen ihr Möglichstes, um solche Tragödien zu vermeiden, berichtet RFI.
In brauner Bluse und Hose, das grüne Haarnetz fest über dem Haar, zieht Zainab die weiße Decke auf dem Rücken eines Neugeborenen zurecht. Die Hebamme prüft, ob der kleine Ventilator warme Luft auf das Baby bläst, das vor weniger als drei Stunden per Kaiserschnitt zur Welt gekommen ist. „Wir wissen, dass die Müttersterblichkeit hoch ist“, sagt sie. „Aber mit Gottes Hilfe haben wir alles getan, um sicherzustellen, dass es Mutter und Kind gut geht. Die Freude, als erste Person das Kind einer Frau in Empfang zu nehmen – das Glück ist unbeschreiblich.“
„Anstatt ins Krankenhaus zu kommen, gehen viele zu traditionellen Geburtshelferinnen oder Kräuterkundigen“
Daniella hat gerade ihren Dienst von 8 bis 14 Uhr beendet. Die Mutter hatte sie ausdrücklich um einen Kaiserschnitt gebeten. Die ausgebildete Hebamme erklärt, dass der Mangel an qualifiziertem Personal und medizinischer Ausrüstung geburtshilfliche Eingriffe oft sehr schwierig mache.
Doch vor allem, so betont Daniella, brauche es eine bessere Begleitung von Frauen während der Schwangerschaft. „Anstatt zur vereinbarten Zeit ins Krankenhaus zu kommen, gehen viele Frauen zu traditionellen Geburtshelferinnen oder Kräuterkundigen – oder sogar in Gebetsstätten“, sagt sie. „Erst wenn es Komplikationen gibt, werden sie in das Gesundheitssystem weitergeleitet.“
Nach zehn Jahren Berufserfahrung als Hebamme bedauert Daniella zutiefst, dass in Nigeria immer noch eine von hundert Frauen bei der Geburt stirbt.