Schwarze Menschen in Auschwitz: ein wenig bekanntes Kapitel des Zweiten Weltkriegs

Schwarze Menschen in Auschwitz: ein wenig bekanntes Kapitel des Zweiten Weltkriegs

Das Bild von Auschwitz, jenem düsteren Ort, der zum universellen Symbol des Holocaust geworden ist, ruft sofort die Millionen jüdischer Opfer in Erinnerung, die vom NS-Regime verfolgt wurden. Doch eine andere, weit weniger bekannte Geschichte verdient es, beleuchtet zu werden: die Anwesenheit schwarzer Menschen in den Konzentrationslagern, einschließlich Auschwitz.

Eine vergessene rassistische Verfolgung
Zwar war die Zahl der schwarzen Deportierten im Vergleich zu jüdischen, Roma- oder homosexuellen Opfern gering, doch war ihr Schicksal nicht weniger tragisch. Die Nazis, die ihrer rassistischen Ideologie treu blieben, betrachteten Menschen afrikanischer Herkunft als minderwertig und als unwürdig, im „arischen Reich“ zu leben. Viele von ihnen stammten aus den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika, die nach dem Ersten Weltkrieg verloren gegangen waren, oder wurden in gemischten Familien geboren, insbesondere als Kinder von afrikanischen Soldaten und deutschen Frauen in der besetzten Rheinregion.

Diese „Kinder der Schande“, wie die Nazis sie nannten, wurden Opfer systematischer Vernichtungspolitiken. Neben Zwangssterilisationen wurden einige in Lager wie Auschwitz deportiert, wo sie denselben unmenschlichen Behandlungen ausgesetzt waren wie andere Gefangene: Zwangsarbeit, medizinische Experimente und willkürliche Hinrichtungen.

Prägende Einzelschicksale
Zu den bekannten Berichten gehört der des belgischen Intellektuellen Jean Améry, der in seinen Schriften von schwarzen Häftlingen in Auschwitz berichtet. Auch wenn solche Zeugnisse selten sind, belegen sie die Präsenz schwarzer Menschen in den Lagern – oft Angehörige kolonialer Minderheiten oder Mitglieder von Widerstandsbewegungen.

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ist Johnny Veld, ein Schwarzer aus den Niederlanden, der wegen seiner Tätigkeit im Widerstand deportiert wurde. Sein Schicksal ist zwar wenig dokumentiert, illustriert aber die Vielfalt der Opfer, die in den Lagern starben.

In Auschwitz wurden schwarze Gefangene grausamen medizinischen Experimenten unterzogen, die von Nazi-Ärzten wie Josef Mengele durchgeführt wurden. Ziel war es oft, die physischen Merkmale „minderwertiger Rassen“ zu untersuchen – eine pseudowissenschaftliche Praxis, die die rassistischen Theorien der NS-Zeit untermauerte. Diese unmenschlichen Versuche fügten ihrem ohnehin schon grausamen Schicksal eine weitere Dimension des Leids hinzu.

Verpflichtung zur Erinnerung
Die Präsenz schwarzer Menschen in Auschwitz wirft Fragen über die Art und Weise auf, wie Geschichte erzählt wird. Historische Darstellungen neigen dazu, die Erfahrungen von Minderheiten an den Rand zu drängen und ganze Kapitel des kollektiven Gedächtnisses auszublenden. Doch das Anerkennen dieser Geschichten ist unerlässlich, um die Vielfalt der Opfer des Nationalsozialismus zu verstehen und die vielen Formen der Barbarei zu erfassen. Die Anerkennung der schwarzen Opfer in den NS-Lagern ist ein Schritt hin zu einer inklusiveren Geschichtsschreibung und einer wahrhaft universellen Erinnerungskultur. (Quelle: afrik.com)