
In Südafrika haben die Behörden in der vergangenen Woche erneut eine Gruppe äthiopischer Migranten entdeckt, die gegen ihren Willen in einem Vorort von Johannesburg festgehalten wurden. Insgesamt 44 Menschen, darunter mehrere Minderjährige, waren unter äußerst schwierigen Bedingungen eingesperrt. Diese Fälle werfen ein Schlaglicht auf eine wenig erforschte Migrationsroute, die das Horn von Afrika mit der sogenannten Regenbogennation verbindet, berichtet RFI.
Bereits im Januar hatte die Polizei rund 20 äthiopische Staatsangehörige aus einem Haus in der Nähe von Johannesburg befreit, wo sie ebenfalls festgehalten worden waren. Im vergangenen Jahr waren zudem 90 weitere Personen unter ähnlichen Umständen entdeckt worden.
Angezogen von der Hoffnung auf ein besseres Leben in Südafrika, geraten diese Migranten laut Faisal Garba, Professor an der Universität Kapstadt, schnell in eine Falle: „Sie zahlen die Schleuser im Voraus und müssen dann bei ihrer Ankunft in Südafrika den Restbetrag begleichen. Solange das Geld nicht vollständig gezahlt ist, werden sie nicht freigelassen. Aus einer freiwilligen Vereinbarung wird so eine Form der Zwangslage, wie wir sie hier sehen – Menschen, die gegen ihren Willen festgehalten werden“, erklärt Garba.
Tod unterwegs
Viele Migranten überleben die gefährliche Reise nicht. Seit 2020 wurden zahlreiche Leichen äthiopischer Migranten in Mosambik, Sambia oder Malawi entdeckt. Anders als die bekannten Migrationsrouten von der Horn-Region nach Europa oder in die Golfstaaten ist diese sogenannte „Süd-Route“ bislang nur wenig dokumentiert. Emma van der Walt und ihre Organisation „Brave to Love“ versuchen seit mehreren Jahren, mehr über diese Netzwerke herauszufinden. „Die meisten berichten uns, dass sie in Äthiopien von Schleusern angeworben wurden, die ihren Sitz in Kenia haben. Unterwegs werden sie teils in Autos eingesperrt, hungern gelassen und geschlagen. Es ist oft äußerst brutal“, sagt van der Walt.
Im Jahr 2023 zählte die Internationale Organisation für Migration rund 80.000 Bewegungen entlang dieser „Süd-Route“.