Am Donnerstagabend, 30. November 2023, überreichte die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckardt, den Deutschen Afrika-Preis 2023 an die 1st National Women’s Convention for Peace in Cameroon im Allianz Forum in Berlin. Der Preis, der zum ersten Mal in 30 Jahren an ein Kollektiv ging, würdigt die Pionierarbeit der Frauenfriedensplattform zur Förderung des Dialogs für Frieden und Versöhnung und ihren Beitrag zur Konfliktlösung in Kamerun.
Die Arbeit der Plattform führe vor Augen, wie Frauen ihre Stimmen und Lösungsansätze in Konflikten einbringen können und zeige, wie gelebte Beteiligung von Frauen in Friedensprozessen aussehe, so Göring-Eckardt. Gleichzeitig sei sie auch ein wichtiges Beispiel dafür, was feministische Außen- und Entwicklungspolitik in der Praxis meine und was diese leisten könne.
In einem Umfeld, das von multiplen gewaltsamen Konflikten und patriarchalen Gesellschaftsstrukturen geprägt ist, leistet die 1st National Women’s Convention for Peace in Cameroon mit ihren 77 Mitgliedsorganisation landesweit wichtige Arbeit. So setzt sie sich u.a. für Binnenvertriebene, den Schutz von Kindern, die Förderung von Bildung in Konfliktgebieten oder im Bereich von geschlechtsspezifischer Gewalt ein. Vor allem aber tritt die Plattform für mehr politische Partizipation von Frauen ein – auf lokalem, regionalem und auch nationalem Level. Frauen müssen bei Friedensverhandlungen einen Platz am Verhandlungstisch haben, fordern Sally Mboumien, Esther Omam und Marthe Wandou, die stellvertretend für die Frauenfriedensplattform den Deutschen Afrika-Preis entgegennahmen. Denn ohne Frauen gebe es keinen Frieden, so die drei Repräsentantinnen – dies zeigen auch die gescheiterten Verhandlungsversuche zwischen Regierung und Separatistenführern in 2020, von denen Frauen ausgeschlossen waren. Die Frauen der 1st National Women’s Convention for Peace in Cameroon setzen dabei auf Dialog, Verhandlung und Versöhnung und übernehmen, wie Claus Stäcker, Präsident der Jury des Deutschen Afrika-Preises, in seiner Laudatio unterstrich, ganz selbstverständlich Verantwortung in den von Männern gemachten Konflikten. Und das mit Erfolg: Seit ihrer Gründung 2021 ist es der Frauenfriedensplattform gelungen, wichtige Dialogbrücken zu und zwischen den verschiedenen Konfliktparteien zu bauen; sie wird inzwischen sowohl von Separatistenführern, als auch von der Regierung und der internationalen Gemeinschaft als zentrale Friedensakteurin anerkannt und hat in eindrucksvollen Friedensverhandlungssimulationen aufgezeigt, wie nachhaltiger Frieden in Kamerun aussehen könnte.
Hintergrund
Seit 1993 ehrt die Deutsche Afrika Stiftung (DAS) mit dem Deutschen Afrika-Preis© herausragende Persönlichkeiten des afrikanischen Kontinents, die sich in besonderer Weise für Demokratie, Frieden, Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Forschung, Kunst und Kultur oder gesellschaftlichen Belange in Afrika engagieren. Überreicht wird der Preis von hochrangigen deutschen Politikerinnen und Politikern, darunter etwa Bundeskanzler Olaf Scholz (2022), Bundesaußenminister Heiko Maas (2020), Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (2019) oder Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier (2017). Die DAS ist eine überparteiliche Stiftung, die sich für die erfolgreiche Umsetzung der afrikapolitischen Leitlinien der deutschen Bundesregierung einsetzt. Eine ihrer Kernaufgaben ist zudem die Vermittlung eines differenzierten Afrikabildes im politischen Raum und der deutschen Öffentlichkeit.
Im Juli 2021 versammelten sich über 1.500 Frauen aus unterschiedlichen sozio-ökonomischen Kontexten und allen 10 Regionen Kameruns, um Erfahrungen über die verschiedenen Konflikte des Landes sowie Lösungsansätze zu teilen. Ergebnis dieser 1st National Women’s Convention for Peace in Cameroon, aus der sich im Anschluss auch die gleichnamige Plattform gründete, war das gemeinsame Abschlussdokument „Appell der Frauen für den Frieden“, das medienwirksam der Regierung übergeben würde. Das Dokument umfasste u.a. Forderungen nach einem sofortigen Waffenstillstand, einer sofortigen Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Regierung und Separatistinnen und Separatisten, einer Einbindung von Frauen als Friedensvermittlerinnen, der Stärkung von Abrüstungs-, Demobilisierungs- und Wiedereingliederungszentren sowie der Schaffung von Zentren für psychosoziale Betreuung von Gewaltopfern. Inzwischen gehören der Frauenfriedensplattform 77 Organisationen an. (DAS)