Idriss Déby Itno ist seit 1990 Präsident des Tschad. Auch nach den Wahlen am 11. April 2021 will er an der Macht bleiben. Dafür unterdrückt sein autoritäres Regime im Vorfeld Opposition und Zivilgesellschaft noch massiver als zuvor, beobachtet Dr. Helga Dickow vom Arnold-Bergstraesser-Institut.
Bereits seit einigen Jahren dürfen Oppositionsparteien nicht mehr zu Veranstaltungen aufrufen. In der derzeitigen Pandemie verschärfte Präsident Déby diese Verbote noch: „Demonstrationen und Versammlungen sind sowohl wegen Hygienemaßnahmen als auch zur Bewahrung der öffentlichen Ordnung verboten“, erläutert die Politikwissenschaftlerin. „Déby reist jedoch durch das ganze Land und führt überall große Veranstaltungen durch.“
Zuletzt kam es darüber hinaus zu einem tödlichen Angriff auf die Familie eines Gegenkandidaten: „Yaya Dillo war einer polizeilichen Vorladung nicht nachgekommen. Deshalb marschierten am 28. Februar mit Panzern ausgestattete Sicherheitskräfte vor seinem Haus auf, um ihn zu verhaften. Offenbar erschossen bei diesem Versuch Sicherheitskräfte Dillos Mutter und weitere Verwandte. Dillo konnte untertauchen. Erst am Vortag hatte er seine Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen beantragt, was inzwischen abgelehnt wurde.“ Dillo gehört wie Déby der ethnischen Gruppe der Zaghawa an. „Der Einsatz der Sicherheitskräfte deutet auch auf erhebliche Spannungen im Lager des herrschenden Clans hin“, analysiert Dickow. „Es ist sehr gut möglich, dass der Tschad sich nicht nur im Wahlkampf, sondern auch im Kampf um die Macht innerhalb der Zaghawa befindet.“
Doch aufgrund seiner Hilfe im Kampf gegen Islamisten wie zum Beispiel in Mali hat Déby die Unterstützung Frankreichs sicher, sagt die Freiburger Forscherin: „Zwischen Frankreich und der tschadischen Regierung besteht eine scheinbar unzerbrechliche Waffenbrüderschaft. Schon mehrmals konnte Déby seine Herrschaft nur mit direkter Unterstützung Frankreichs retten.“
Helga Dickow ist Politikwissenschaftlerin am Arnold-Bergstraesser-Institut. Ihre Forschungsbereiche sind unter anderem ethnische und religiöse Konflikte, Konfliktregelung, sowie Transition und Demokratisierung, wobei sie regionale Schwerpunkte auf die Länder von Subsahara-Afrika, insbesondere Tschad, Südafrika und Burundi setzt. (PM idw, Foto: White House – Amanda Lucidon)