Welt-Sichten: Westsahara – Ein alter Konflikt kocht hoch

Mehr als 2800 MenschenWelt-Sichten: Westsahara - Ein alter Konflikt kocht hoch sind beim jüngsten Erdbeben in Marokko gestorben. Und die Regierung nimmt nur manche internationalen Hilfsangebote an – etwa aus Spanien, aber nicht vom Nachbarn Algerien. Das hat mit dem alten Streit um die Westsahara zu tun, in dem Algerien die Sahrauis unterstützt, während Spanien als eins von wenigen Ländern den Anspruch Marokkos anerkennt. Wer ist alles in den Konflikt verwickelt?

Abwa Ali, der Kommandant des zweiten Abschnitts der Polisario-Front, ist zufrieden mit dem Raketenangriff, den er gerade gegen Marokko geführt hat. Seit den 1970er Jahren kämpft der grauhaarige Endsechziger für die Unabhängigkeit der Westsahara, die zwischen Marokko und der einheimischen maurischen Ethnie der Sahrauis umstritten ist. Mit seiner großen schwarzen Sonnenbrille wirkt Ali ein wenig wie ein alternder Rockstar. In der straßenlosen, einförmigen Wüstenlandschaft findet er sich problemlos auch ohne Karte und Kompass zurecht.

Seinen Angriff hat er aus der Nähe des großen marokkanischen Sandwalls, genannt Berm, gestartet, der den von Marokko verwalteten und kontrollierten Teil des Gebietes von der sogenannten Freien Zone trennt – die wird weitgehend von den Anhängern der Polisario-Front, der sahrauischen Befreiungsbewegung, kontrolliert.

Jetzt braust Ali in einem braunen Toyota mit abgesägtem Verdeck davon. Solche Wagen benutzen die Polisario-Kämpfer zur Tarnung in der Wüste: Oft entfernen sie die Windschutzscheibe, damit die Reflexe des Sonnenlichts sie dem Feind nicht schon aus großer Entfernung verraten. Während das Auto über den Kies holpert, sind aus der Ferne Detonationen zu hören. Die marokkanische Antwort auf Alis Rakete lässt am Horizont Sandwolken aufsteigen. Mit Genugtuung zählt er die abgefeuerten Granaten: Je mehr Munition die Marokkaner vergeuden, desto besser.

Riesiges Phosphataufkommen im westlichen Teil der Wüste
Mit wenigen Unterbrechungen kämpft Ali seit fünf Jahrzehnten in diesem Krieg. Eine wulstige Narbe auf seinem Bauch und Granatsplitter in seinen Beinen zeugen von der letzten heißen Phase dieses Konflikts. Er gehört zu jener Generation, die schon im Guerillakampf gegen den Kolonialherrn Spanien stand und dann nach dem Abzug Madrids im Jahr 1976 gegen die marokkanischen Besatzungstruppen zu Felde zog. Marokko war und ist bis heute an den riesigen Phosphatvorkommen im westlichen Teil der Wüste interessiert, betrachtet die Westsahara aber auch als nationalistisches Prestigeobjekt.

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