Afrika-Buchtipp: Tsitsi Dangarembga „Schwarz und Frau – Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft“

Afrika-Buchtipp: Tsitsi Dangarembga „Schwarz und Frau - Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft“Das Buch lebt von den Schilderungen der prägenden Erlebnisse der Kindheit der Autorin und der Zeit des Erwachsenwerdens in der postkolonialen Gesellschaft Simbabwes.

Die Autorin erzählt von verwirrenden, für sie schwer zu verstehenden Geschehnissen. Damit verknüpft ist ihre bittere Einsicht, dass sie in eine grausame Gesellschaft geboren wurde und nie den Status eines vollständigen Menschen erreichen werde. Tistsi Dangarembga beleuchtet ihre schmerzhaften Erkenntnisse in einer englischen Pflegefamilie. Ihre frühe Kindheit beschreibt sie als eine traumatische Phase.

1965 zieht sie mit ihren Eltern ins damalige Rhodesien. Sie besucht die Missionsschule und macht einen Abschluss an einer Eliteschule für weiße Mädchen.  Sie erlebt als Schwarze und Feministin in Simbabwe strukturellen Rassismus in einem brutalen militarisierten Patriarchat, wichtige staatliche Institutionen sind ganz oder teilweise vereinnahmt.

Das Schreiben habe ihr geholfen, ihre persönliche Geschichte zu analysieren, die mit der ihres Landes verknüpft sei. Ihre Gedanken aufzuschreiben, habe die Widersprüche deutlicher werden lassen. Für die Schriftstellerin bedeutet es, Schwarz und Frau zu sein, dass der Zugang zur Veröffentlichung wie auch zu angesehenen professionellen Verlagen und damit zu lukrativen Einkommen begrenzt sei.

In ihrem zweiten Aufsatz zeigt sie die politischen, historischen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen der Gesellschaft Simbabwes auf. Der Weg vom Kolonialismus zum Postkolonialismus verstärke die Schwierigkeiten, im Patriarchat und als Frau zu leben. Den Frauen werde im privaten wie im öffentlichen Raum ihre Kompetenz beschnitten, sich zu entwickeln, von ihrem weiblichen wie menschlichen Potential zu profitieren und es zu feiern.

Die Verfasserin charakterisiert ihr Essay als ein Ort der unsichtbaren Geografie ihres Exils: sie benennt als Wunde, als schwarz klassifiziert zu sein..

Es sind die Gegebenheiten, die bereits vor der Geburt existieren. Diese Systeme, so die Autorin, arbeiten noch in der Gegenwart, um zu entmachten, zu entmutigen und zu verstümmeln.

Wie ein roter Faden ziehen sich durch ihre wechselvolle Lebensgeschichte die allgegenwärtigen Nachwirkungen der Kolonialzeit.

In diesem Essay zeigen sich autobiografische Elemente. Doppelte erfahrene Unterdrückung wird sichtbar in ihren Ausführungen. Sie benennt es als die Strukturen ihrer Herkunftsgesellschaft sowie die Dominanz der Weißen, die ihren Alltag wesentlich bestimme.

Die international anerkannte Autorin und Filmemacherin, eine bedeutende Regisseurin des afrikanischen Kinos hat 2021den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen. Vom englischen Rundfunksender BBC ist sie 2020 in die Liste der 100 inspirierenden und einflussreichen Frauen aufgenommen worden.

Ihre Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft sind eine wichtige Ergänzung ihrer drei Werke “ Der Preis der Freiheit“ (1988); „Verleugnen“ (2006), „Überleben „(2018).

Diese Veröffentlichung ist das Ergebnis von Vorträgen, Vorlesungen und einem Forschungsstipendium. Die Gedankenfolge dokumentiert die Vielfalt ihrer Erlebnisse in einem Umfeld, beeinflusst durch das fortbestehende koloniale Denk- und Handlungsmuster, allgegenwärtig im täglichen Leben.

Hoffnung auf eine bessere Zukunft sieht sie in Frauen, wobei sie bemerkt, dass ihnen allerdings sehr viel abverlangt werde.

Das Buch ermöglicht den Zugang zu einer vielschichtigen Perspektive von Wahrnehmung, es zu lesen ist ein Gewinn. Diese Lektüre regt zum Nachdenken über unsere gegenwärtige Welt an. Was wollen wir, wie, mit wem können wir unsere Ziele erreichen.

Diese Neuerscheinung beinhaltet die Zuversicht, dass aktives Handeln, im Sinne der Überwindung der Kategorien von Schwarz und Frau, zu gerechten und verbesserten Lebensbedingungen beitragen kann (Theresa Endres).

Tsitsi Dangarembga
Schwarz und Frau
Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft
160 Seiten
Quadriga; 2023
ISBN 978-3-86995-127-0
22.,00 Euro