Afrika im Fokus der neuen Aufbruchstimmung – Stärkung partnerschaftlicher Beziehungen

Afrika im Fokus der neuen Aufbruchstimmung – Stärkung partnerschaftlicher Beziehungen

Im politischen Reformherbst 2025 der Bundesregierung steht Afrika erneut im Mittelpunkt der außenwirtschaftlichen Agenda. Die neue Afrika-Strategie zielt darauf ab, die wirtschaftspolitische Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten zu intensivieren und die Partnerschaften auf eine pragmatische, zukunftsorientierte Grundlage zu stellen.

Im von Bundesministerin Dr. Radovan am 7. Oktober 2025 vorgestellten Aktionsplan „Wirtschaft und Entwicklung“ bildet der Dialog mit der deutschen Wirtschaft das Herzstück der Strategie. Besonders bemerkenswert ist der Appell der Ministerin, „mutig voranzugehen“ – also offensiv und flexibel zu handeln, etwa im Rahmen der Initiative „Compact with Africa“. Daraus lässt sich eine klare Verpflichtung ableiten: die zügige Umsetzung konkreter Investitionsprojekte. In diesem Sinne möchte ich einige Vorschläge zur Diskussion stellen.

Ghana im Mittelpunkt zukünftiger Kooperationen
In meinen persönlichen Ambitionen für Afrika steht Ghana im Zentrum. Die für November 2025 angekündigte Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Ghana und Angola markiert einen ermutigenden Auftakt zur praktischen Umsetzung der neuen Afrikapolitik. Die begleitende Wirtschaftsdelegation wird dabei Gelegenheit haben, neue Ansätze für Investitionsprojekte und nachhaltige Partnerschaften zu entwickeln.

Ghana verfolgt unter Staatspräsident H.E. John Dramani Mahama eine ehrgeizige Vision zur wirtschaftlichen Umstrukturierung des Landes. Sein Produktivitätspakt umfasst acht Säulen, darunter materielle Produktion, Agroindustrie, Digitalisierung und Bildung. Ziel ist eine verstärkte Industrialisierung mit Fokus auf Kapazitätserweiterung, Beschäftigungssicherung, Exportsteigerung und Wertschöpfung. Dazu plant die Regierung die Einführung einer nationalen Finanzierungsplattform – „FUND 24“ – zur Mobilisierung von 4 Milliarden US-Dollar.

Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Wirtschaft sollten diese Gelegenheit nutzen, der Regierung Ghanas ihr aktives Interesse an Investitionsvorhaben zu signalisieren und Vertrauen aufzubauen. Im Einklang mit Ghanas Entwicklungsstrategie möchte ich einige Bereiche für eine nachhaltige Partnerschaft hervorheben:

A) Nationale Agrarpolitik
Die ghanaische Regierung plant die Errichtung von „Zentren für landwirtschaftliche Modernisierung“ im Rahmen ihrer Agro-Industrialisierungspolitik. Bereits 2015 habe ich – anlässlich des damaligen Besuchs von Präsident Mahama in Berlin – einen Vorschlag zur Errichtung von Industrieparks eingebracht. Diese sollen die gesamte Wertschöpfungskette abdecken: Anbau, Verarbeitung, Lagerung, ergänzt durch Werkstätten, Handwerksbetriebe, Maschinenservice sowie Aus- und Weiterbildung für Landwirte.

Ein aktuelles Beispiel liefert der Aufruf der Regionalregierung Nordost-Ghanas (Mamprusi) im März 2025: Regionalminister Ibrahim Tia warb für eine Agrarkooperation zur intensiveren Landnutzung, insbesondere im Bereich Getreideanbau, Tomatenverarbeitung und Wasserwirtschaft.

Fazit:
Empfohlen wird die Bildung eines Arbeitskreises aus Interessenten und Agrar-Experten, um ein regional angepasstes Konzept einer „Compact-Lösung“ zu erarbeiten und dem Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Herrn A. Rainer, vorzulegen.

B) Lokale Rohstoffverarbeitung
Ein entscheidender Punkt ist die Verarbeitung mineralischer Rohstoffe vor Ort – mit deutscher Beteiligung an Wertschöpfung, Machbarkeitsstudien und der Bereitstellung von Verarbeitungstechnologien. Laut GNA-News prüft GIADEC Ghana derzeit einen Masterplan für das AWASO-Projekt mit einem Potenzial von 5 Millionen Tonnen Bauxit.

Fazit:
Hier bestehen aussichtsreiche Chancen für Investitionen deutscher Akteure, insbesondere aus dem Maschinen- und Anlagenbau (z. B. VDMA, Thyssen-Krupp, Liebherr, TAKRAF, FAM, Bender u. a.).

C) Infrastruktur und Bahntechnik
Eine weitere Schlüsselrolle spielt die Mitwirkung an Infrastrukturprojekten, insbesondere beim Ausbau eines panafrikanischen Schienensystems.

Es gilt, die Wettbewerbschancen Deutschlands gegenüber China, Indien und Russland zu prüfen und strategische Partnerschaften mit der ghanaischen Regierung anzustreben.

Fazit:
Gezielte Kontakte zur Regierung Ghanas sollten genutzt werden, um gemeinsame Bahn- und Infrastrukturstrategien für Westafrika zu entwickeln. Dies könnte zugleich eine Wiederbelebung deutscher Traditionskompetenzen im Maschinen- und Schienenfahrzeugbau ermöglichen.

D) Dreiecksprojekte mit Indien
Ein besonders interessantes Modell sind Dreiecksprojekte mit Drittstaaten – insbesondere Indien. Unter Leitung von Staatssekretärin Dr. Kofler (BMZ) werden bereits gemeinsame Projekte in Äthiopien, Madagaskar, Kamerun, Malawi und Ghana realisiert.

Eine Zusammenarbeit mit Indien – etwa im Bereich der Industriepark-Entwicklung – erscheint daher sinnvoll und effizient. Indien ist mit über 200 Projekten auf dem afrikanischen Kontinent präsent und pflegt enge Beziehungen zu Ghana.

Fazit:
Es wird empfohlen, eine Sondierung mit Staatssekretärin Dr. Kofler zur Prüfung dieser Kooperationsvariante vorzunehmen.

Schlussfolgerung
Von deutscher Seite muss neue konstruktive Bewegung in die partnerschaftlichen Beziehungen zu Afrika gebracht werden. Nur durch konkretes Handeln, gegenseitiges Vertrauen und den Einfluss deutschen Know-hows lassen sich die Strukturentwicklungsprozesse in afrikanischen Ländern wirkungsvoll beschleunigen und nachhaltige Erfolge erzielen. (Dipl.oec. Gerd Eckert)