
Der Drogenhandel in Afrika hat ein kritisches Ausmaß erreicht – das ist eine der zentralen Aussagen des am 26. Juni veröffentlichten Welt-Drogenberichts 2025 des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC).
Der Bericht weist auf einen deutlichen Anstieg des Konsums hin, auf eine zunehmende Vielfalt an Substanzen sowie auf die wachsende Rolle Afrikas in der Produktion, im Transit und in der Verteilung illegaler Drogen.
Cannabis, Kokain, Opioide: Alarmierende Zahlen
In West- und Zentralafrika konsumiert einer von zehn Erwachsenen Cannabis – mehr als doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt. Cannabis bleibt die am häufigsten behandelte Droge in spezialisierten Einrichtungen, besonders unter jungen Menschen unter 35 Jahren.
Im Jahr 2023 entfielen 44 % der weltweiten Cannabissicherstellungen auf Afrika. Nordafrika gilt weiterhin als bedeutender Exportkorridor nach Europa, vor allem für Cannabisharz.
Auch Kokain ist stark auf dem Vormarsch: Die weltweite Produktion ist explodiert, und Westafrika entwickelt sich zunehmend zu einem strategischen Transitknotenpunkt in Richtung Europa. Tausende Menschen werden dort bereits wegen kokainbedingter Gesundheitsprobleme behandelt.
Zunahme von Opioiden und synthetischen Drogen
Tramadol, ein kostengünstiges Opioid, überschwemmt West-, Nord- und Zentralafrika. Zwischen 2019 und 2023 entfielen 57 % der weltweiten Sicherstellungen dieses missbrauchten Medikaments auf Afrika. Zudem verzeichnet der Bericht einen besorgniserregenden Anstieg von Heroinfunden in Ostafrika.
Gleichzeitig verbreiten sich neue psychoaktive Substanzen (NPS) wie „Kush“ – ein gefährlicher Mix, der synthetische Opioide enthält – insbesondere in West- und im südlichen Afrika.
Gesundheitliche Notlage und mangelnder Zugang zu Behandlung
Mehr als 1,3 Millionen Menschen in Afrika injizieren Drogen – davon leben rund 204.000 mit HIV. Das südliche Afrika weist mit 43 % den höchsten HIV-Anteil unter den injizierenden Konsumenten auf. Dennoch ist der Zugang zu Schmerzmitteln dramatisch eingeschränkt: In West- und Zentralafrika stehen täglich nur sieben Standarddosen pro eine Million Einwohner zur Verfügung.
Frauen sind unter den registrierten Konsumenten deutlich unterrepräsentiert – nur eine Frau kommt auf neun männliche Cannabiskonsumenten. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist und weiblicher Drogenkonsum unzureichend erfasst und behandelt wird.
Afrika vor einer globalen Herausforderung
Afrika ist heute nicht nur Konsument, sondern auch Produzent und Transitregion im globalen Drogenhandel – und steht damit im Zentrum eines komplexen, transnationalen kriminellen Netzwerks.
Die UNODC fordert dringend den Ausbau von Präventions- und Behandlungsmaßnahmen sowie eine verstärkte regionale Zusammenarbeit, um diese wachsende Bedrohung wirksam zu bekämpfen. (Quelle: journaldusenegal)