Die plötzliche Abschiebung von 173 burkinischen Flüchtlingen durch die Elfenbeinküste führt zu Spannungen und Fragen über die Einhaltung humanitärer Standards. Die Situation zwischen der Côte d’Ivoire und Burkina Faso hat sich mit dieser Abschiebung an der Grenze dramatisch zugespitzt. Diese Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, wurden ohne Vorwarnung oder offizielle Erklärung zurückgewiesen, was in der internationalen Gemeinschaft eine Schockwelle auslöste und Fragen über die Einhaltung humanitärer Konventionen aufwarf.
Scharfe Reaktionen aus Burkina Faso
Die burkinischen Behörden reagierten prompt. Bei einer Sitzung des Ministerrats brachte die Regierung ihre Empörung über das zum Ausdruck, was sie als eklatante Missachtung der humanitären Regeln ansieht. Regierungssprecher Jean Emmanuel Ouédraogo verurteilte die Ausweisung ohne vorherige Benachrichtigung, die gegen die internationalen Konventionen über den Status von Flüchtlingen verstoße. Eine Regierungsmission unter der Leitung der Ministerin für humanitäre Maßnahmen, Nandy Somé Diallo, und des Sicherheitsministers Mahamadou Sana begab sich vor Ort, um den Abgeschobenen Unterstützung und Material zukommen zu lassen.
Latente diplomatische Spannungen
Der Vorfall ereignete sich vor einem bereits angespannten Hintergrund zwischen den beiden Nationen. Der burkinische Präsident, Hauptmann Ibrahim Traoré, beschuldigte Côte d’Ivoire kürzlich, „Destabilisatoren“ des militärischen Übergangs in Burkina Faso zu beherbergen. Die Spannungen verschärften sich auch im Mai, als eine Kolonne von ivorischen Militärfahrzeugen in einem unter Naturschutz stehenden Wald an der Grenze gesichtet wurde, was Ouagadougou als Provokation bezeichnete.
Angesichts dieser Notsituation ergriffen die burkinischen Behörden Sofortmaßnahmen, um die abgewiesenen Flüchtlinge würdig aufzunehmen. Die Minister vor Ort versicherten, dass alles getan werde, um diesen Menschen Unterkunft und Verpflegung zu bieten. Nandy Somé Diallo betonte zudem, dass weitere Ankünfte von Flüchtlingen möglich seien und bereits Vorkehrungen getroffen würden, um diese aufzunehmen.
Eine „isolierte Maßnahme“ laut Abidjan.
Auf ivorischer Seite bezeichneten die Behörden die Tat als „isolierte Maßnahme“. Lokalen Quellen zufolge hätten die Flüchtlinge die Registrierungsverfahren nicht befolgt, was zu ihrer Ausweisung geführt habe. Der ivorische Innenminister Vagondo Diomandé hatte zuvor einen Prozess zur Rückführung der burkinischen Flüchtlinge angekündigt, um die mit der Migration verbundenen Probleme in der Region zu lösen.
Die Beziehungen zwischen der Elfenbeinküste und Burkina Faso waren häufig von Zwischenfällen an den gemeinsamen Grenzen geprägt. Bereits im März 2024 hatte die Verhaftung eines burkinischen Soldaten und eines zivilen Stellvertreters der Armee im Norden der Elfenbeinküste zu Reibereien geführt. Im September 2023 waren zwei ivorische Gendarmen in Burkina Faso verhaftet worden, weil sie die Grenze illegal überquert hatten.
Eine besorgniserregende humanitäre Lage
Die Ausweisung der burkinischen Flüchtlinge wirft ein Schlaglicht auf die besorgniserregende humanitäre Lage in der Region. Die Hunderte von Flüchtlingen, die in der Côte d’Ivoire Zuflucht gefunden hatten, waren vor der Gewalt dschihadistischer Gruppen in Burkina Faso geflohen. Die Entscheidung der Elfenbeinküste, sie ohne Vorwarnung abzuschieben, verschärfte nicht nur die diplomatischen Spannungen, sondern ließ die Menschen auch in einer sehr hilflosen Lage zurück. (Quelle: afrik.com)