
Ein Solidaritätskonvoi für Gaza, der in Tunis gestartet war, sowie Gruppen von Aktivistinnen und Aktivisten, die sich in Ägypten an einem internationalen Marsch beteiligen wollten, sind am Freitag gestoppt worden – die einen in Libyen, die anderen vor den Toren Kairos. Ziel der Aktion war es, symbolisch die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen, berichtet RFI.
Die ägyptischen Behörden hatten bereits am Donnerstag Dutzende von Teilnehmern ausgewiesen. Am Freitag, dem 13. Juni, verschärften sie ihre Maßnahmen, um den Marsch in Richtung der Grenze zu Gaza zu unterbinden: Kontrollstellen wurden eingerichtet, Pässe eingezogen, einige Teilnehmer sogar von Sicherheitskräften tätlich angegriffen.
Unter brütender Hitze harrte auch Marc, ein 35-jähriger Schweizer, aus. Wie hunderte andere war er an einem Kontrollpunkt gestoppt worden, als er sich auf den Weg in den Norden des Sinai machen wollte, um von dort aus die Grenze zu erreichen.
„Wir warten hier und sehen, was passiert. Vielleicht muss ich zurück nach Hause, vielleicht bin ich ein Feind Ägyptens – wir werden sehen. Ich möchte einfach nur, dass man uns durchlässt. Wir wollen uns dort hinsetzen, in großer Zahl, und die Öffnung der Grenzen fordern. Was in Gaza passiert, das darf nicht so weitergehen“, sagte er.
Dutzende von Fahrzeugen standen am Straßenrand in einer langen Schlange. Erschöpft und nach der Beschlagnahmung ihrer Pässe entschlossen sich einige Demonstranten zu einem Sitzstreik. Immer wieder hallte der Ruf „Free Palestine“ durch die Luft.
Sami, ein französisch-palästinensischer Aktivist, der zusammen mit seinem Vater und einer Freundin aus Paris angereist war, zeigte sich empört: „Es ist einfach nur beschämend, dass die ägyptische Regierung uns hier blockiert, während in Gaza ein Genozid stattfindet. Wir sind friedlich hier, um die Blockade zu durchbrechen und humanitäre Hilfe zu bringen – und so werden wir behandelt. Es ist widerwärtige Komplizenschaft.“
Trotz des erzwungenen Stillstands wollen die Teilnehmer nicht von einem Scheitern sprechen. Ihr Ziel sei es auch gewesen, ein Zeichen der Solidarität zu setzen und zu zeigen, dass die Bevölkerung hinter Gaza steht – anders als viele Regierungen.
Parallel dazu war die „Soumoud“-Karawane, bestehend aus etwa zehn Bussen und hundert Fahrzeugen, am Mittwoch in Libyens Hauptstadt Tripolis angekommen, wo sie von einer jubelnden Menge empfangen wurde. Doch auf dem Weg zur ägyptischen Grenze wurde der Konvoi in Syrte von den Truppen des libyschen Machthabers Marschall Haftar gestoppt.
„Auf dem Weg zum Grenzübergang al-Saloum zwischen Libyen und Ägypten wurde die Karawane an einem Kontrollpunkt rund 30 Kilometer vor Syrte angehalten. Die Ausweisdokumente wurden überprüft. Die Beamten erklärten, sie hätten noch keine offizielle Anweisung erhalten, die Weiterfahrt zu genehmigen“, berichtete einer der Organisatoren gegenüber RFI.
Mindestens 1.500 Menschen – Aktivisten und Unterstützer aus Algerien und Tunesien – hatten sich dem humanitären Konvoi angeschlossen und versammelten sich bereits am 10. Juni in der libyschen Stadt Zawiya auf dem Weg nach Gaza.
Angesichts der anhaltenden Blockade entschieden sich die Verantwortlichen vor Ort, an der Stelle des Kontrollpunkts Zelte aufzubauen und dort auszuharren. „Wir versuchen, die Situation zu lösen und stehen weiterhin mit den libyschen Behörden in Kontakt“, so ein Organisator. Ein Rückzug sei jedoch keine Option, betonte Wael Naouar, einer der Koordinatoren der Karawane, auf Facebook.
Libysche Medien berichten unterdessen, dass der Stopp des Konvois auf ägyptischen Druck zurückzuführen sei. Ägypten selbst fordert zwar die Aufhebung der Blockade Gazas und einen humanitären Zugang, verweist aber gleichzeitig auf formale Genehmigungsprozesse für ausländische Delegationen – und verweigert bislang die erforderliche Genehmigung.
Doch nach Aussage des Koordinators Mourad Ben Jeddo betrifft die Erklärung des ägyptischen Außenministeriums die Soumoud-Karawane nicht: „Wir sind alle arabische Staatsbürger und keine Ausländer. Die angekündigten Maßnahmen gelten für uns nicht.“ Man habe im Vorfeld alle Formalitäten mit der ägyptischen Botschaft in Tunis abgestimmt, Visa und Sicherheitsgenehmigungen beantragt und eine Woche lang auf die Erlaubnis gewartet.
„Uns ist bewusst, dass wir viele sind. Daher haben wir beschlossen, loszufahren und die Genehmigungen notfalls später einzuholen“, erklärte Ben Jeddo.