
In Marrakesch wurde ein Nachtclub für 30 Tage geschlossen, weil er die marokkanische Nationalhymne zur Bewerbung alkoholischer Getränke genutzt hatte. Die Behörden verurteilten dies als schweren Angriff auf nationale Symbole, der strafrechtlich zu verfolgen sei.
Die Verwendung nationaler Symbole hat in Marokko eine Debatte ausgelöst. Der Vorfall ereignete sich in einem Nachtclub im gehobenen Stadtviertel Hivernage. Ein Video, das die Nationalhymne in Verbindung mit einer Alkoholpromotion zeigt, verbreitete sich schnell in den sozialen Medien und rief landesweit Empörung hervor – insbesondere bei Tourismusakteuren und Verfechtern nationaler Werte. Die Reaktion der Behörden ließ nicht lange auf sich warten.
Farid Chourak, Gouverneur des Bezirks Marrakesch, ordnete die vorübergehende Schließung des Lokals an – eine 30-tägige Suspendierung. Diese Maßnahme solle ein „inakzeptables Fehlverhalten“ sanktionieren und zugleich eine klare Grenze im Umgang mit den nationalen Symbolen ziehen. Die Verwendung der Nationalhymne zu Werbezwecken für Alkohol stelle laut den Behörden einen Verstoß gegen die grundlegenden Werte des Königreichs dar.
Schutz der marokkanischen Staatssymbole
Es ist nicht das erste Mal, dass ein derartiger Vorfall in Marrakesch vorkommt. Bereits zuvor war ein Luxusrestaurant im selben Stadtviertel wegen eines ähnlichen Vorfalls geschlossen worden. Diese Maßnahmen zeigen den Willen der lokalen Behörden, das Gesetz durchzusetzen und die Symbole des marokkanischen Staates vor kommerzieller Vereinnahmung zu schützen.
Das marokkanische Strafgesetzbuch ist in dieser Frage eindeutig: Artikel 267-5 sieht für vorsätzliche Beeinträchtigungen des Staatsemblems, der Nationalhymne oder staatlicher Institutionen Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu drei Jahren sowie Geldstrafen von bis zu 100.000 Dirham vor. Der werbliche und öffentliche Charakter des Vorfalls verschärft die Schwere der Tat zusätzlich.
Weitere Vorfälle in der Region
Ähnliche Fälle wurden auch in anderen Ländern Nord- und Subsahara-Afrikas gemeldet. In Algerien gab es in den letzten Jahren mehrere Sanktionen gegen Lokale, die nationale Symbole kommerziell nutzten – etwa bei Sportveranstaltungen oder privaten Partys. 2021 wurde ein Veranstalter in Oran angeklagt, weil er Tischdecken mit dem algerischen Nationalflaggenmotiv bei einem von einer Alkoholmarke gesponserten Galaabend verwendet hatte.
In Tunesien führten die Behörden Aufklärungskampagnen durch, um Gewerbetreibende und Veranstalter auf den respektvollen Umgang mit Nationalhymne und -flagge hinzuweisen. 2022 musste ein TV-Werbespot einer tunesischen Firma zurückgezogen werden, weil er eine Remix-Version der Nationalhymne zur Bewerbung nicht-staatlicher Produkte verwendete – nach Einschreiten des Hohen Rats für audiovisuelle Kommunikation.
Auch in Subsahara-Afrika gibt es vergleichbare Fälle. In Senegal sorgte 2023 ein Fall für Aufsehen, bei dem ein Barbesitzer in Dakar seine Wände mit Karikaturen afrikanischer Staatschefs und Logos von Alkoholmarken dekoriert hatte. Bürgerinitiativen und Anwälte protestierten, was schließlich zur vorübergehenden Schließung des Lokals führte. (Quelle: afrik.com)