– Kanadischer Konzern setzt Suche nach Öl und Gas an den Zuflüssen des Okavango Deltas fort – Öl- und Gasförderung bis 2057 möglich
– Biodiversität und Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort sind bedroht; Komitee der Vereinten Nationen sieht indigene Frauen besonders gefährdet
– Deutsche Umwelthilfe und SOUL appellieren an Bundesentwicklungsministerin Schulze, sich gemeinsam mit UNESCO und Weltnaturschutzunion für Moratorium des klimaschädlichen Vorhabens einzusetzen.
Trotz Protesten, verspäteter Genehmigungen und noch immer fehlender robuster Umweltverträglichkeitsprüfung geht die Suche nach Öl und Gas in Namibia an den Zuflüssen des Weltnaturerbes Okavango Delta weiter. Der kanadische Konzern ReconAfrica setzt damit die im vergangenen Jahr durchgeführten Probe-Bohrungen und seismischen Untersuchungen fort. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und das Bündnis Saving Okavango’s Unique Life (SOUL) erneuern daher ihre Forderung an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sich für den Erhalt des weltweit größten Naturschutzgebiets, die KAZA Region, einzusetzen. Eine entsprechende Petition einer Fridays for Future Aktivistin aus Namibia mit der DUH unterstützen fast eine Viertel Million Menschen.
„Es hätte fatale Folgen, wenn der kanadische Konzern ReconAfrica seine Pläne wahrmachen kann und bis 2057 große Mengen an Öl und Gas in Namibia fördert. Dieses Vorhaben ist nicht mit den globalen Klimazielen vereinbar und heizt den Klimakollaps weiter an. Die Pläne bedrohen die Lebensgrundlage der Menschen vor Ort und gefährden die einzigartige Biodiversität im Naturschutzgebiet der KAZA Region sowie dem Weltnaturerbe Okavango Delta. Deutschland unterstützt seit Jahren als Hauptmittelgeber die Erhaltung der Region und trägt auch deshalb eine Verantwortung, sich für eine transparente und robuste Umweltverträglichkeitsprüfung einzusetzen. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze muss sich für ein Moratorium des klimaschädlichen Vorhabens einsetzen“, kommentiert DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Im vergangenen Jahr hatten die UNESCO und die Weltnaturschutzunion die Regierungen von Botswana und Namibia aufgefordert, eine kritische Prüfung des Projektes sicherzustellen. Hierfür hatte die UNESCO eine Frist bis zum 1. Februar 2022 gesetzt. Zwar hat Botswana daraufhin eine strenge Umweltverträglichkeitsprüfung zugesagt, ReconAfrica und Namibia scheinen diese jedoch nicht abwarten zu wollen: Im Mai 2022 teilte der Konzern mit, dass er mehrere zusätzliche Bohrungen durchführen will. Die Genehmigung hierfür wurde mittlerweile – trotz lokaler Proteste – erteilt. Der namibische High Court soll bis Anfang August über einen Widerspruch gegen die Erteilung der erneuten Genehmigung entscheiden.
Auch die Frauenrechtskonvention, das wichtigste Menschenrechtsinstrument für die Rechte von Frauen der Vereinten Nationen, äußerte im Juli 2022 erhebliche Sorgen zu den Auswirkungen der Ölbohrungen auf Frauen und Mädchen, insbesondere indigener Frauen, in Zusammenhang mit dem Zugang zu sauberem Wasser, Lebensmitteln und der Gesundheitsvorsorge. Es seien deshalb dringend Umwelt- und Menschenrechtsverträglichkeitsprüfungen durchzuführen. Außerdem müssten Frauen an den Entscheidungsprozessen teilhaben.
„Die Einbindung der lokalen Bevölkerung im Genehmigungsverfahren um die Weiterführung der Bohrungen war erneut eine Farce. Besonders gefährdet sind die Rechte der Frauen in der Region, welche durch Öl- und Gasbohrungen und eventuell das umweltschädliche Fracking besonders betroffen sind. Wenn Svenja Schulze ihre angekündigte feministische Entwicklungspolitik wahrmachen möchte, dann sollte sie sich umgehend für ein Moratorium des Vorhabens einsetzen“, so Andy Gheorghiu, langjähriger Anti-Fracking-Aktivist und Campaigner für das Bündnis SOUL.
Hintergrund:
Die Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area (KAZA) erstreckt sich über fünf Staaten (Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe) und ist der größte grenzüberschreitende Naturpark der Erde. KAZA umfasst 36 Nationalparks und drei Weltnaturerbestätten (Okavango Delta, Tsodilo Hills und die Victoria-Wasserfälle). Seit 2004 unterstützt die KfW im Auftrag der Bundesregierung das Projekt als Hauptfinanziererin. Die DUH engagiert sich seit mehr als zehn Jahren für Umwelt- und Naturschutz innerhalb der KAZA Region und für die Erhaltung des Okavango Deltas. (DUH, Foto: Teo Gómez)
Siehe AFRICA live HIER.