Terrorismus in der Sahelzone: Warum diese Region inzwischen mehr als die Hälfte der weltweiten Todesopfer zählt

Terrorismus in der Sahelzone: Warum diese Region inzwischen mehr als die Hälfte der weltweiten Todesopfer zählt

Im Jahr 2024 hat sich die Sahelzone zum globalen Epizentrum des Terrorismus entwickelt: 51 % aller weltweit durch Anschläge verursachten Todesfälle ereigneten sich in dieser Region. Obwohl die Zahl der Angriffe in Burkina Faso leicht zurückgegangen ist, eskaliert die Gewalt im Niger und greift mittlerweile bis an die westafrikanischen Küstenstaaten über. Verantwortlich dafür sind ein massiver Sicherheitskollaps, geopolitische Machtverschiebungen und der Kampf um natürliche Ressourcen.

Ein globales Zentrum der Gewalt
Die Sahelzone – das Gebiet zwischen Senegal und Sudan – ist heute das leidende Herz des globalen Terrorismus. Seit 2019 hat sich die Zahl der Todesopfer durch Terrorismus dort verzehnfacht. Laut dem Global Terrorism Index 2025 des Institute for Economics & Peace liegen fünf der zehn am stärksten betroffenen Länder weltweit in dieser Region. Burkina Faso steht zum dritten Mal in Folge an der Spitze, obwohl die Zahl der Anschläge und Opfer dort leicht zurückging.

Islamischer Staat und Al-Qaida-nahe Gruppen im Aufschwung
Zwei Gruppen dominieren das Geschehen: der sogenannte Islamische Staat (IS) und die mit al-Qaida verbundene Jamaat Nusrat al-Islam wal-Muslimin (JNIM). Letztere hat mehrere der tödlichsten Anschläge des Jahres verübt, darunter das Massaker von Barsalogho in Burkina Faso mit 200 Toten.

Besonders drastisch ist die Entwicklung im Niger, einst als relativ stabil geltend, wo sich die Zahl der Terroropfer innerhalb eines Jahres fast verdoppelt hat (+94 %). Diese Dynamik zeigt, wie schnell sich die Lage verschlechtern kann – trotz scheinbarer militärischer Erfolge.

Geopolitische Verschiebungen und Rohstoffinteressen
Zusätzlich zur Gewalt gibt es tiefgreifende geopolitische Veränderungen. Der Rückzug Frankreichs und das schwindende Engagement westlicher Staaten öffnen Russland und China den Weg – mit weniger restriktiven wirtschaftlichen und militärischen Partnerschaften. Die Allianz der Sahelstaaten (AES) – bestehend aus Mali, Burkina Faso und Niger – hat sich von der westlich orientierten ECOWAS abgewandt und sucht neue Verbündete, vor allem in Moskau.

Gleichzeitig blüht die Schattenwirtschaft. Die Kontrolle über Goldminen und Schmuggelrouten ist für Staaten und bewaffnete Gruppen gleichermaßen von strategischer Bedeutung. Niger, weltweit siebtgrößter Uranproduzent, wird in einer Zeit brutaler Anschläge von Großmächten umworben.

Ausweitung über die Sahelzone hinaus
Die Gewalt beschränkt sich längst nicht mehr auf das Landesinnere. Togo, Benin und die Elfenbeinküste verzeichnen zunehmend Dschihadistenangriffe. Im Jahr 2024 erlebte Togo das bislang gewalttätigste Jahr seit Bestehen des Global Terrorism Index.

Die regionale Reaktion ist bisher zersplittert. Der Rückzug der UN-Missionen und ein wachsendes Anti-Frankreich-Gefühl – teils geschürt durch russische Desinformationskampagnen – untergraben kollektive Sicherheitsanstrengungen. Die Zivilbevölkerung bleibt das Hauptopfer in einem Konflikt, in dem sich die Grenzen zwischen Aufstand, Kriminalität und ethnischen Spannungen zunehmend verwischen.

Falsche Ruhe – trügerischer Rückgang
Auch wenn in Ländern wie Mali oder Burkina Faso weniger Tote gezählt wurden, warnen Expert:innen: Das könnte lediglich ein taktischer Rückzug sein. Der Fall Niger zeigt, wie rasch sich positive Trends ins Gegenteil verkehren können – insbesondere bei fehlender inklusiver Regierungsführung.

Der Global Terrorism Index 2025 erinnert eindringlich daran: Trotz Milliardeninvestitionen und zahlreicher Militärkoalitionen bleibt die Sahelzone eine der gefährlichsten Regionen der Welt – ein Nährboden für gewalttätige Ideologien, genährt von sozialer Ausgrenzung, historischer Ungerechtigkeit und globalem Machtstreben. (Quelle: afrik.com)