Von Russland geopferte Afrikaner an der ukrainischen Front

Von Russland geopferte Afrikaner an der ukrainischen Front

Es ist eine Geschichte, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Seit Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert ist, sind Hunderte junger Afrikaner in einen Krieg verwickelt, der nicht ihrer ist. Einige gingen freiwillig, andere wurden gezwungen. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Man hat sie belogen. RFI hat einen aufrüttelnden Bericht über diese Kämpfer veröffentlicht.

Samuel ist einer von ihnen. Ein junger Kameruner mit einem naturwissenschaftlichen Studium. Im Mai 2024 erhält er ein scheinbar attraktives Angebot: einen gut bezahlten Job in Russland als Hausmeister oder Koch. Das Angebot kommt von einer Agentur in Yaoundé, die Visa für Russland organisiert. „Meine Mutter und ich haben 2,5 Millionen CFA-Francs zusammengelegt. Ich wusste nicht, dass ich in den Tod reise“, erzählt Samuel gegenüber RFI. Doch bei seiner Ankunft in Russland ändert sich alles. Sein Pass wird ihm abgenommen, und statt eines Besens erhält er ein Gewehr. Er wird in den Osten der Ukraine geschickt und merkt, dass er hereingelegt wurde.

Afrikaner als menschliche Schutzschilde
An der Front ist das Muster immer dasselbe: Afrikaner werden an die vorderste Linie geschickt, während die Russen im Lager mit guter Ausrüstung bleiben. „Wir werden wie Köder oder menschliche Schutzschilde benutzt“, erklärt Samuel. „Wir müssen vorangehen, um Minen zu räumen oder Gebiete zu sichern, oft ohne angemessene Ausrüstung.“ Und wer sich weigert zu kämpfen, wird gefoltert oder inhaftiert.

Die Verluste sind erschütternd. Von den fünf Kamerunern, die mit Samuel gereist sind, sind drei gestorben – darunter sein Freund Patrice, der vier Kinder hinterlässt. Die Ukrainer setzen vor allem Drohnen und Minen ein, was die Situation für die schlecht vorbereiteten Kämpfer noch gefährlicher macht.

Lockangebote und falsche Versprechen
Die Rekrutierer wissen genau, was sie tun. Häufig sind sie mit zwielichtigen Agenturen oder der Wagner-Gruppe verbunden. Sie locken die jungen Männer mit Versprechungen: hohe Gehälter, Prämien und sogar die russische Staatsbürgerschaft für die ganze Familie. Doch vor Ort verschwinden diese Versprechen.

„Die Verträge sind gefälscht. Wir haben nicht einmal eine Kopie, und das Geld, das uns versprochen wurde, wird von unseren Vorgesetzten einbehalten“, sagt Samuel. Schlimmer noch: Einige afrikanische Länder, wie Kamerun, schauen weg, wenn ihre Bürger um Hilfe bitten. Andere, wie Indien, haben zumindest ihre Bürger zurückgeholt.

Zwangsrekrutierungen in Afrika
Das Problem beschränkt sich nicht auf Kamerun. Ähnliche Rekrutierungen gibt es in Somalia, Burundi, Uganda und Ruanda. Man verspricht den Rekruten 2.000 Dollar Prämie und 2.200 Dollar monatlich. In Ländern, in denen Geld knapp ist, sind solche Angebote schwer zu widerstehen. In der Zentralafrikanischen Republik ist die Situation noch extremer: Gefangene wurden freigelassen, unter der Bedingung, dass sie für Wagner kämpfen. Es gab sogar Berichte über Zwangsrekrutierungen in Polizeistationen, auch wenn die Regierung dies bestreitet.

Ein Hilferuf aus der Hölle
Das Leben an der Front ist grauenhaft. Samuel erzählt: „Ich habe nie einen Ukrainer in echt gesehen, nur ihre Drohnen und Minen.“ Im Donbass sah er Hunderte von Leichen, die auf dem Schlachtfeld liegen gelassen wurden. Einmal musste er über Kadaver laufen, um voranzukommen. Ein anderes Mal versteckte er sich zwischen den Toten, um den Bomben zu entkommen.

Trotz der Gefahr, die er eingeht, indem er spricht, will Samuel, dass seine Geschichte bekannt wird: „Afrikaner müssen aufhören, hier zu sterben. Man lügt uns an. Ich erzähle das, damit es aufhört.“

Was hier passiert, ist schwerwiegend – fast schon moderner Menschenhandel. Während Tausende junger Afrikaner ihr Leben verlieren, tun Regierungen und internationale Organisationen kaum etwas. Einige Menschen konnten dank diplomatischer Bemühungen zurückgeholt werden, aber viele sind immer noch gefangen. Es ist muss sich dringend etwas ändern. (Quelle: afrik.com)