
Die sahrauische Unabhängigkeitsbewegung Front Polisario signalisiert erstmals Offenheit gegenüber dem von Marokko vorgeschlagenen Autonomieplan für die Westsahara. In einem Interview erklärte der Außenminister der Bewegung, man sei bereit, über „ein Abkommen freier Assoziation, ähnlich dem marokkanischen Vorschlag“ zu verhandeln – allerdings nur, wenn die sahrauische Bevölkerung in einem Referendum zustimme.
Seit fast 50 Jahren streiten Marokko und die Polisario, unterstützt von Algerien, um das Gebiet der ehemaligen spanischen Kolonie, das heute weitgehend unter marokkanischer Kontrolle steht.
Beobachter sehen in der Initiative ein mögliches Signal für Bewegung im festgefahrenen Konflikt – zumal die USA unter Präsident Donald Trump neuen diplomatischen Druck aufbauen. Sein Sondergesandter Steve Witkoff kündigte in einem CBS-Interview an, binnen 60 Tagen ein Friedensabkommen zwischen Algerien und Marokko anzustreben.
Trotz der neuen Rhetorik betont der Polisario-Sonderberater Oubi Bachir Bouchraya, die Position der Bewegung bleibe unverändert: Nur ein von der UNO organisiertes Referendum über Selbstbestimmung könne den Konflikt beenden.
Politologin Radija Mohsen Finan weist darauf hin, dass Marokko in der Diplomatie derzeit im Vorteil sei und die neue Öffnung des Polisario – möglicherweise beeinflusst durch Algerien – kaum auf große Resonanz in Rabat stoßen dürfte.
Der UN-Sicherheitsrat befasst sich am 30. Oktober erneut mit der Westsahara-Frage. Die USA, Frankreich und Großbritannien unterstützen mittlerweile den marokkanischen Autonomieplan, während Russland, traditioneller Verbündeter Algeriens, seine Position neu abwägt. Von der algerischen Regierung gibt es bisher keine Reaktion. (Quelle: RFI)