Fenix-Museum Rotterdam: Ein neues Wahrzeichen der Migration

Fenix-Museum Rotterdam: Ein neues Wahrzeichen der Migration
Foto: The Family of Migrants, Fenix Rotterdam

In Rotterdam hat ein einstiger Hafenriese eine spektakuläre Verwandlung erlebt. Das Lagerhaus Fenixloods I von 1923 öffnete nach fünfjährigem Umbau seine Tore als eines der ungewöhnlichsten Museen Europas: Fenix, ein Museum, das sich ganz der Geschichte und Gegenwart menschlicher Migration widmet.

Hinter dem Projekt steht die niederländische Stiftung Droom en Daad unter der Leitung von Anne Kremers, der früheren Vizedirektorin des Rijksmuseums in Amsterdam. Dort, wo einst mehr als drei Millionen Europäer mit der Holland-America Line in Richtung Amerika aufbrachen, wird nun die globale Geschichte der Migration erzählt — künstlerisch, emotional und wissenschaftlich fundiert.

Industriecharme trifft auf Hightech-Architektur
Für den architektonischen Kraftakt holte die Stiftung das renommierte chinesische Büro MAD Architects unter der Leitung von Ma Yansong nach Rotterdam. Entstanden ist eine beeindruckende Symbiose aus industrieller Substanz und zeitgenössischer Architektur: genietete Stahlträger und alte Krananlagen blieben erhalten, während Licht, Raum und moderne Materialien dem Gebäude eine neue Leichtigkeit verleihen.

Über allem schwebt ein 6.750 Quadratmeter großer, begrünter Dachgarten — eine Oase mit Panoramablick auf die Maas und zugleich ein Statement für nachhaltiges Bauen in einer Stadt, die sich seit Jahren als Vorreiterin im Kampf gegen den Klimawandel positioniert.

Das Herzstück des Baus bildet die sogenannte „Tornado“: eine 30 Meter hohe, doppelläufige Wendeltreppe aus 297 spiegelnden Stahlplatten. Wer die 550 Meter lange Treppe erklimmt, erlebt eine eindrucksvolle Metapher auf den kurvenreichen und oft unberechenbaren Weg des Exils — mit überraschenden Abzweigungen, Kreuzungspunkten und wechselnden Perspektiven.

Drei Ausstellungen, drei Perspektiven auf Migration
Mit seiner Eröffnung präsentiert Fenix gleich drei ambitionierte Ausstellungen:

„Suitcase Labyrinth“: Ein Klanglabyrinth aus 2.000 Originalkoffern, in denen persönliche Migrationsgeschichten von Menschen aus aller Welt lebendig werden. Jeder Koffer erzählt ein eigenes Schicksal, gemeinsam ergeben sie ein vielstimmiges Mosaik der Migration.

„The Family of Migrants“: 194 Fotografien aus 55 Ländern knüpfen an die legendäre Ausstellung The Family of Man (MoMA, 1955) an und zeigen: Migration ist eine universelle Konstante der Menschheitsgeschichte, die Kulturen, Zeiten und Kontinente verbindet.

„All Directions“: 150 Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler – darunter Francis Alÿs, Cornelia Parker, Do Ho Suh und Yinka Shonibare – befassen sich poetisch und kritisch mit Themen wie Aufbruch, Ankunft und Identität im Zeitalter der globalen Mobilität.

Neben zeitgenössischer Kunst und bewegenden Einzelschicksalen zeigt das Museum historische Karten, Dokumentarfilme und bislang unveröffentlichte Hafenarchive. Es geht um mehr als Zahlen und politische Schlagworte: Migration wird hier als menschliches Grundbedürfnis nach Hoffnung und Zukunft sichtbar gemacht.

Eine globale Geschichte, die uns alle betrifft

Fenix betrachtet Migration als universales Phänomen: von den niederländischen Auswanderern des 19. Jahrhunderts über die Ankunft neuer Bevölkerungsgruppen aus Asien, Afrika und Osteuropa bis hin zu den klimabedingten und virtuellen Wanderbewegungen der Gegenwart. Das Museum erinnert daran, dass hinter jedem Koffer, jedem Aufbruch ein Mensch steht — manchmal ein vergessener Vorfahre, manchmal vielleicht wir selbst. (Quelle: afrik.com)