Die Sahelzone, eine Region, die lange Zeit als westliches Einflussgebiet galt, erlebt derzeit eine große Veränderung ihrer geopolitischen Bündnisse. Frankreich, das historisch in Mali, Niger und Burkina Faso präsent war, hat seinen Einfluss schrittweise verloren. Der 18. Februar 2022 markiert einen Wendepunkt, als der Abzug der französischen Truppen aus Mali begann, nachdem Vorwürfe laut wurden, dass sie bilaterale Abkommen zur Terrorismusbekämpfung nicht eingehalten hätten. Diese Entscheidung ist Teil eines umfassenderen Abzugs, der auch die Beendigung der militärischen Ausbildungsmission der Europäischen Union nach mehr als elf Jahren Einsatz einschließt. Die jüngsten Ereignisse in Niger, mit der Absetzung von Präsident Mohamed Bazoum am 26. Juli 2023, bestätigen diesen Trend zur Selbstbestimmung.
Das Auftreten neuer Akteure in dieser komplexen Dynamik gibt über die Grenzen Afrikas hinaus Anlass zur Sorge. Laut einem Bericht der italienischen Zeitung „Il Messaggero“ äußern sich die USA zunehmend besorgt über die Ausweitung des russischen Einflusses in Afrika. Besondere Aufmerksamkeit erregte die kürzliche Ankunft russischer Kriegsschiffe, darunter der Raketenkreuzer Variag und die Fregatte Marschall Schapotschnikow, im libyschen Hafen Tobruk. Obwohl der Kommandant der Libyschen Nationalen Armee, Feldmarschall Khalifa Haftar, jegliche Pläne für einen russischen Marinestützpunkt an diesem Ort dementierte, sind die strategischen Auswirkungen einer solchen Präsenz bemerkenswert.
Die Reaktion des Westens auf diese Entwicklungen ist von einer gewissen Alarmbereitschaft geprägt. Der Generalstabschef der EU, General Michael van der Laan, äußerte sich in einer Rede vor dem Zentrum für Europäische Politikanalyse in Washington besorgt und wies auf den spürbaren Verlust von Einfluss in Schlüsselländern wie Mali, Burkina Faso und Niger hin. Diese Beobachtungen sind vor dem Hintergrund strategischer Neujustierungen zu sehen, bei denen die westlichen Interessen angesichts einer aufstrebenden russisch-afrikanischen Achse zurückzutreten scheinen.
Diese geopolitischen Entwicklungen könnten erhebliche Auswirkungen auf die regionale Stabilität haben. Die zunehmende russische Militärpräsenz in Nordafrika und der Sahelzone könnte nicht nur die lokalen Machtgleichgewichte neu definieren, sondern auch die Dynamiken der internationalen Sicherheit beeinflussen. Russland scheint bereit zu sein, das von den westlichen Mächten hinterlassene Vakuum zu füllen und damit die Karte der geopolitischen Einflüsse in Afrika neu zu zeichnen. Diese Strategie könnte sich nachhaltig auf das Machtgefüge in der Region auswirken und unterstreicht die Notwendigkeit für internationale Akteure, ihre langfristigen Strategien in Afrika zu überdenken. (Quelle: lanouvelletribune)