
Am 26. Februar 2025 traf König Mohammed VI. eine überraschende und zugleich besorgniserregende Entscheidung für Marokko und seine wirtschaftlichen Partner, insbesondere Spanien: die Absage der Feierlichkeiten zum Aïd al-Adha aufgrund der anhaltenden schweren Dürre, die das Land seit sechs Jahren heimsucht. Diese Entscheidung hat erhebliche Auswirkungen, nicht nur für Marokko selbst, sondern auch für die spanische Viehwirtschaft, die bereits mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Doch die Frage bleibt: Könnte Mohammed VI. seine Entscheidung rückgängig machen und die Feierlichkeiten doch noch erlauben?
Plötzlicher Verlust eines entscheidenden Marktes für die spanische Viehwirtschaft
Das Opferfest (Aïd al-Adha) ist ein zentrales religiöses Ereignis in der muslimischen Kultur und wird traditionell mit der rituellen Schlachtung von Schafen begangen. Seit Jahrzehnten ist Marokko einer der wichtigsten Absatzmärkte für spanische Schafzüchter, die diese Gelegenheit nutzen, um einen erheblichen Teil ihrer Produktion zu verkaufen. Im Jahr 2024 wurden rund 490.000 spanische Schafe für das Opferfest nach Marokko exportiert. Die Absage dieser Feierlichkeiten bedeutet daher den abrupten Verlust eines essenziellen Marktes, was die Existenzgrundlage vieler Züchter bedroht und die Krise in der spanischen Viehwirtschaft weiter verschärft.
Die Entscheidung von Mohammed VI. soll die wirtschaftliche Belastung marokkanischer Familien verringern, die bereits unter steigender Inflation und hohen Lebenshaltungskosten leiden. Die Dürre hat den nationalen Viehbestand um 38 % schrumpfen lassen. In diesem Kontext erscheint die Absage des Opferfests als notwendige Maßnahme, um die ohnehin angespannte finanzielle Situation vieler Haushalte nicht weiter zu verschärfen.
Zusätzlicher Druck auf eine ohnehin angeschlagene Branche
Die Folgen dieser Entscheidung gehen jedoch über Marokko hinaus. Spanien, das in hohem Maße vom marokkanischen Markt für den Verkauf seiner Schafe abhängt, gerät dadurch in eine prekäre Lage. Der spanische Viehzuchtsektor steckt bereits in einer tiefen Krise, die durch Dürre, steigende Produktionskosten und einen Rückgang der verfügbaren Tiere verschärft wird. Die Landwirte, die ohnehin unter wirtschaftlichem Druck stehen, müssen steigende Preise verkraften, was den Export weiter erschwert. Der Wegfall des marokkanischen Marktes für das Aïd al-Adha verstärkt die ohnehin angespannte Situation zusätzlich.
In Spanien betonen Fachleute aus der Fleischindustrie die Bedeutung der wirtschaftlichen Beziehungen mit Marokko für die Zukunft der spanischen Viehzucht. Sie sehen die Absage als schweren Schlag, doch die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den beiden Ländern bleiben entscheidend für die Stabilität des spanischen Fleischmarktes. Um die finanziellen Verluste zu kompensieren, könnte Spanien auf staatliche Unterstützung oder Subventionen setzen.
Könnte Mohammed VI. seine Entscheidung überdenken?
Angesichts dieser schwierigen Situation stellt sich die Frage, ob Mohammed VI. seine Entscheidung zur Absage des Aïd al-Adha rückgängig machen könnte. Obwohl die wirtschaftliche und klimatische Krise eine zentrale Rolle bei dieser Maßnahme spielt, könnte der König seine Position überdenken – insbesondere, wenn der internationale Druck und die wirtschaftlichen Folgen für Spanien zu groß werden. Eine Wiederzulassung des Opferfestes könnte der spanischen Viehwirtschaft dringend benötigte Erleichterung verschaffen.
Auf der anderen Seite würde eine solche Kehrtwende auch Fragen über die Auswirkungen auf die marokkanische Wirtschaft und die ärmsten Haushalte im Land aufwerfen. Vor allem spanische Viehzüchter hoffen auf eine Kursänderung, um ihre Existenz zu sichern. Sollte Mohammed VI. jedoch an seiner Entscheidung festhalten, droht Spanien eine noch tiefere Krise in seiner ohnehin angeschlagenen Viehzuchtbranche. (Quelle: afrik.com)