
Ein aktueller Bericht des Zentrums für Strategische Studien Afrikas offenbart eine alarmierende Realität: Im Jahr 2024 waren die Militärjuntas der Sahelzone und die russische paramilitärische Gruppe Wagner für mehr zivile Opfer verantwortlich als terroristische Gruppen.
Über 2.000 Menschen wurden 2024 unter direkter Beteiligung von Wagner getötet. Diese Entwicklung wirft Fragen über die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der Sicherheitskooperation mit Wagner in dieser Region auf.
Langfristiger Trend
Bereits 2022 stellte ein Bericht der NGO Armed Conflict Location & Event Data Project (Acled) fest, dass 52 % der gewaltsamen Vorfälle mit Wagner-Beteiligung in der Zentralafrikanischen Republik Zivilisten zum Ziel hatten. In Mali lag dieser Anteil im gleichen Zeitraum bei 71 %. Diese Zahlen, die deutlich über denen der nationalen Streitkräfte und lokalen Rebellengruppen liegen, bleiben auch 2024 weitgehend konstant und verdeutlichen das Fehlen rechtlicher Beschränkungen für die Aktionen der russischen Miliz. Damit verstößt sie gegen ein fundamentales Prinzip des internationalen Kriegsrechts: Zivilisten dürfen in Konflikten nicht gezielt angegriffen werden.
Unkontrollierbare Miliz
Dies wirft generell die Frage auf, ob es sinnvoll ist, eine Miliz einzusetzen, die niemandem Rechenschaft ablegt und keine internationalen Konventionen einhält. Wagner hatte im Juni 2023 sogar versucht, auf Moskau zu marschieren und sich gegen die Autorität des Kremls aufzulehnen – ein Beweis für ihre Unberechenbarkeit. Die Tötung ihres Anführers Jewgeni Prigoschin wenige Monate später zeigt, welche große Bedrohung er selbst für Russland darstellte. Dennoch fällt es Moskau schwer, die abtrünnige Miliz wieder in die regulären Streitkräfte zu integrieren. Die Zusammenarbeit mit einer derart unkontrollierbaren Organisation erscheint daher äußerst riskant.
Wagner als Partner: Ein hoher Preis für die Zivilbevölkerung
Die Präsenz Wagners in Afrika ist von schweren Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung in der Sahelzone geprägt. Das Massaker von Moura in Mali im Jahr 2022 ist eines der berüchtigtsten Beispiele. Die Vorwürfe gegen die Miliz sind zahlreich: Plünderung von Ressourcen, Gräueltaten, Korruption – Wagner ist ein maßgeblicher Faktor der Instabilität in der Region. Dabei waren diese Söldner von den Sahel-Juntas als Retter angekündigt worden. Doch der aktuelle Bericht ist eindeutig: Wagner tötet mehr Zivilisten als die Terroristen.
Umso erschreckender ist dies vor dem Hintergrund, dass die Sahelzone im Jahr 2024 das weltweit größte Terrorismuszentrum ist. Der Global Terror Index 2024 führt die Länder der Allianz der Sahel-Staaten (AES) unter den fünf am stärksten vom Terrorismus betroffenen Staaten auf. Auch beim Schutz der Eliten, die ihre Dienste finanzieren, versagt Wagner: Ein aktueller Angriff auf einen Ministerkonvoi in Mali zeigt das Scheitern dieser Sicherheitsstrategie. Die brutale Repression und wahllose Gewalt tragen nicht zur Stabilisierung der Region bei.
Diese Erkenntnisse werfen Zweifel an der langfristigen Tragfähigkeit der Sicherheitskooperation mit Wagner in der Sahelzone auf. Die von der Miliz begangenen Verbrechen und ihre Beteiligung an der illegalen Ausbeutung natürlicher Ressourcen gefährden die Stabilität der betroffenen Länder. Es ist dringend notwendig, diese Partnerschaften zu überdenken und effektive Lösungen für die Sicherheit der Zivilbevölkerung in der Sahelzone zu finden. (Quelle: afrik.com)