Senegal: Die Talibé-Kinder weiterhin auf der Straße trotz staatlicher Versprechen

Senegal: Die Talibé-Kinder weiterhin auf der Straße trotz staatlicher Versprechen

Das Phänomen der Straßenkinder im Senegal, insbesondere der sogenannten „Talibés“ – junge Jungen, die von ihren Familien in Koranschulen (Daaras) geschickt werden – bleibt trotz staatlicher Verpflichtungen und der Bemühungen zahlreicher NGOs eine anhaltende Realität. Obwohl Anstrengungen unternommen wurden, um das erzwungene Betteln zu beenden und die Lebensbedingungen dieser Kinder zu verbessern, ist die Lage weiterhin besorgniserregend.

Eine alarmierende und anhaltende Situation
Die Talibés sind oft schon ab dem Alter von fünf Jahren Kinder, die zur religiösen Erziehung in eine Daara geschickt werden. Doch manche Koranschullehrer missbrauchen diese Situation, indem sie die Kinder zum Betteln auf die Straße schicken und so von Almosen profitieren. Trotz gesetzlicher Maßnahmen gegen das erzwungene Betteln hält das Problem weiterhin an, besonders in Dakar, wo Tausende Kinder unter prekären Bedingungen leben. Noch am Donnerstagmorgen, dem 8. Mai 2025, wimmelte es auf den Straßen von bettelnden Kindern.

In Fass, entlang des Verlaufs des Kanals 4, durchstreifen Dutzende Kinder die Gassen auf der Suche nach Nahrung. Die Lage verschlechtert sich zunehmend, da die Zahl der Straßenkinder stetig wächst. Eine 2018 von der NGO Global Solidarity Initiative durchgeführte Studie schätzte die Zahl der Talibés in Dakar auf rund 200.000, von denen etwa 25 % zum Betteln gezwungen werden. Diese Kinder leiden häufig unter Unterernährung, mangelnder medizinischer Versorgung und körperlichen Strafen. Einige werden sogar Opfer sexueller Gewalt.

Staatliche Maßnahmen und ihre Grenzen
Als Reaktion auf diese Situation hat der senegalesische Staat Maßnahmen ergriffen, darunter 2013 die Verabschiedung einer nationalen Strategie zum Schutz von Kindern sowie Programme zur Rückführung von Kindern von der Straße. Diese Initiativen sind jedoch oft unzureichend finanziert und werden nur schleppend umgesetzt. Zwischen 2013 und 2018 machte das Budget für den Kinderschutz nie mehr als 1 % des gesamten Staatshaushalts aus – seit 2015 ist es sogar rückläufig.

Obwohl die Regierung eine bildungspolitische Herangehensweise angekündigt hat, lassen konkrete Maßnahmen weiterhin auf sich warten. So wurde das Gesetzesprojekt zur offiziellen Anerkennung der Daaras im nationalen Bildungssystem zwar bereits im Juni 2018 vom Ministerrat verabschiedet, aber bislang noch nicht dem Parlament zur Prüfung vorgelegt.

Engagement von NGOs und lokalen Initiativen
Angesichts des mangelnden staatlichen Handelns engagieren sich zahlreiche NGOs für die Talibé-Kinder. So nimmt etwa die 1994 in Dakar gegründete Organisation Village Pilote jährlich über 400 Straßen- und Talibé-Kinder auf, bietet ihnen Schulbildung und unterstützt einige auch bei der Rückkehr in ihre Familien. Diese Initiative stellt eine konkrete und menschenwürdige Alternative zum erzwungenen Betteln dar.

In der Region Matam zielt das Projekt PADEM darauf ab, die Lebensbedingungen der Talibés zu verbessern, indem es ihnen Unterkunft, angemessene Ernährung, medizinische Versorgung und Bildung bietet. Das Projekt setzt auch auf die Sensibilisierung der lokalen Gemeinschaften sowie auf die Schulung der Koranschullehrer, um Missbrauch und Gewalt vorzubeugen. (Quelle : afrik.com)