Zahlreiche Bäuerinnen und Bauern in Sambia berichten, dass sie Aufforderungen erhalten haben, innerhalb weniger Tage ihre Höfe zu verlassen. Nach FIAN-Informationen könnten über zehn Dörfer und mehrere Tausend Menschen von Gewalt und Vertreibung betroffen sein. „Die Menschen vor Ort sichern ihre Existenz über den Zugang zu Land und Wasser.
Verlieren sie diesen Zugang, verlieren sie ihre gesamte Lebens- und Ernährungsgrundlage“, beschreibt FIAN-Agrarreferent Roman Herre den Kontext. „Dies stellt eine klare Verletzung ihrer Menschenrechte – der Rechte auf Nahrung, Wasser und Wohnen – dar.“
Der Agrarinvestor Amatheon Agri aus Berlin hat in Sambia riesige Flächen Ackerland aufgekauft. Die Plantage mit der Fläche des Bodensees ist die größte deutsche Agrarinvestition in Afrika. Die Menschenrechtsorganisation FIAN begleitet seit vielen Jahren Gemeinden, die im Konflikt mit dem Investor stehen. Amatheon hatte vor kurzem angekündigt, weiter zu expandieren.
Im Kontext der akuten Bedrohungslage hatten die lokalen Autoritäten eine Einstweilige Verfügung gegen Amatheon erwirkt und der Firma darin verboten, das Land zu betreten. Nach FIAN-Informationen gab es kurz nach Inkrafttreten der gerichtlichen Anweisung ein Treffen zwischen Amatheon und dem lokalen Chief. Direkt danach wurde die Einstweilige Verfügung zurückgezogen. In der darauffolgenden Nacht vom 21. auf den 22. August erreichten FIAN mehrere Anrufe von Bauernfamilien. Sie berichten von Gewalt und Zerstörung ihrer Häuser. Des Weiteren wurden FIAN Videos zugespielt, welche zerstörte Höfe zeigen. „Wir sind extrem alarmiert. Nach unseren Informationen gab es eine Gewalteskalation und Menschenrechtsverletzungen“, so Herre weiter.
Noch im Juni besuchte eine Delegation von Betroffenen mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin. Da der Investor ein Gespräch ablehnte, hielt die Delegation mit Unterstützung von FIAN eine Protestaktion vor der Zentrale in der Friedrichstrasse ab [Bild]. Die Journalistin Katrin Hartmann, die unabhängig von FIAN vor Ort recherchiert hat, berichtet in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Rundschau ebenfalls von Bedrohungen und Landverlust.
Amatheon baut im Distrikt Mumbwa, etwa 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Lusaka in riesigen Monokulturen vor allem Soja und Mais an. Entgegen der Darstellung der Firma, die lokale Bevölkerung würde durch die Schaffung von Arbeitsplätzen profitieren, entstand auf der aufgekauften Fläche nur eine verschwindend geringe Zahl Arbeitsplätze – zuletzt etwa 250. (PM FIAN Deutschland)