Westsahara: Großbritannien unterstützt marokkanischen Autonomieplan

Westsahara: Großbritannien unterstützt marokkanischen Autonomieplan

Nach den USA (2020), Spanien und Deutschland (2022) sowie Frankreich (2024) vollzieht nun auch Großbritannien einen bedeutenden außenpolitischen Kurswechsel. Das Vereinigte Königreich unterstützt faktisch die marokkanische Souveränität über das Gebiet – zulasten eines Referendums zur Selbstbestimmung, berichtet RFI.

Mit der Neupositionierung Großbritanniens verbucht Marokko einen weiteren diplomatischen Erfolg in der heiklen Frage der Westsahara – einem Thema, das von der marokkanischen Diplomatie regelmäßig als „existenzielle Frage“ und „oberste nationale Priorität“ bezeichnet wird.

Der britische Außenminister David Lammy bezeichnete den marokkanischen Autonomieplan von 2007 nun als „die glaubwürdigste, tragfähigste und pragmatischste Grundlage für eine dauerhafte Lösung des Konflikts“.

Großbritannien will seine Unternehmen positionieren
Mit der klaren Unterstützung des Autonomieplans verfolgt Großbritannien auch wirtschaftliche Interessen: Britische Unternehmen sollen gut positioniert sein, um an großen Infrastrukturprojekten im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2030 teilzunehmen. In einer gemeinsamen Erklärung mit seinem marokkanischen Amtskollegen hieß es zudem, dass die staatliche Exportförderagentur „UK Export Finance“ die Unterstützung von Projekten in der Westsahara prüfen werde.

Zur Erinnerung: Der Konflikt um die Westsahara besteht seit über 50 Jahren. Er stellt Marokko gegen die Unabhängigkeitsbewegung der Frente Polisario, die von Algerien unterstützt wird. Das Gebiet, eine frühere spanische Kolonie im Norden Mauretaniens, gilt laut den Vereinten Nationen weiterhin als „nicht autonom“.

Algerien zeigt sich „besorgt“
David Lammy betonte, dass die britische Unterstützung im Einklang mit den Bemühungen der UN stehe, eine Lösung für den Konflikt zu finden. Er rief alle Beteiligten dazu auf, sich „dringend und konstruktiv an diesem politischen Prozess zu beteiligen“.

Mit Großbritannien gewinnt Marokko einen weiteren wichtigen Unterstützer – einen ständigen Mitgliedstaat des UN-Sicherheitsrates – im diplomatischen Ringen mit Algerien. Die Reaktion aus Algier ließ nicht lange auf sich warten: Die algerische Regierung äußerte ihr „Bedauern“ über die britische Haltung zugunsten des Autonomieplans.

Großbritannien, das bisher eine neutrale Position zum „ungeklärten Status“ der Westsahara einnahm, könnte nun – wie zuvor Spanien und Frankreich – mit einer Verschlechterung seiner Beziehungen zu Algerien rechnen.