Russland wird zur Kornkammer Marokkos

Russland wird zur Kornkammer Marokkos

Angesichts einer anhaltenden Dürre, die seine Ernährungssicherheit gefährdet, verzeichnet Marokko einen sprunghaften Anstieg der Weizenimporte aus Russland – die Mengen haben sich innerhalb eines Jahres um das 2,3-Fache erhöht. Diese wachsende Abhängigkeit zeigt, wie Moskau seine Getreideexporte als politisches und wirtschaftliches Druckmittel einsetzt und damit die regionalen Kräfteverhältnisse auf Kosten traditioneller europäischer Partner neu gestaltet.

Russland dominiert den afrikanischen Getreidemarkt
Im Jahr 2024 hat Russland seine dominierende Stellung auf dem afrikanischen Getreidemarkt weiter ausgebaut und ist zum wichtigsten Weizenlieferanten des Kontinents geworden – insbesondere für Marokko. Diese strategische Position zeigt sich in einem drastischen Anstieg der Exporte in das Königreich, die im Vergleich zum Vorjahr um das 2,3-Fache zunahmen und zwischen Januar und März 2025 insgesamt 124.000 Tonnen erreichten. Insgesamt konnte Moskau seine landwirtschaftlichen Exporte nach Afrika um 19 % steigern, was einem Wert von fast 7 Milliarden Dollar entspricht – ein Beleg für den Aufstieg einer regelrechten „Getreide-Diplomatie“.

Marokko – ein neuer Schlüsselpartner Russlands in Nordafrika
Marokko, das mit einer anhaltenden Dürre und deren Folgen für die Landwirtschaft kämpft, erhöht seine Weizenimporte erheblich, um lokale Defizite auszugleichen. Diese Situation kommt Russland direkt zugute, das zusätzlich die durch den Ukraine-Krieg verursachten Marktstörungen nutzt, um seine Präsenz in einer Region zu stärken, die traditionell von europäischen Lieferanten dominiert wurde. Mittlerweile gehört das Königreich zu den wichtigsten afrikanischen Abnehmern russischen Weizens – neben Ägypten und Nigeria.

Diese Entwicklung ist Teil einer umfassenderen Strategie Moskaus, das von der wachsenden Nachfrage Afrikas profitiert, die durch Bevölkerungswachstum, rasche Urbanisierung und veränderte Ernährungsgewohnheiten angeheizt wird. Russlands Ziel ist klar: Es nutzt die durch den Krieg in der Ukraine entstandenen Schwierigkeiten – insbesondere die Einschränkungen der ukrainischen Exportkapazitäten – um sich als unverzichtbare Alternative auf dem afrikanischen Markt zu positionieren. Dabei stärkt es nicht nur seine wirtschaftliche, sondern auch seine politische Einflussnahme, die traditionelle Partner wie Frankreich – insbesondere in Algerien und nun auch in Marokko – zunehmend verdrängt.

Getreide als geopolitische Waffe Moskaus
Diese „Getreide-Diplomatie“ geht weit über wirtschaftliche Interessen hinaus: Sie sichert Moskau auch diplomatische Unterstützung bei Abstimmungen in den Vereinten Nationen und anderen internationalen Gremien. Der erleichterte Zugang zu russischem Weizen sowie gelegentliche Getreidespenden verstärken den politischen Einfluss Russlands in Afrika zusätzlich.

Trotz eines leichten Rückgangs der russischen Weizenexporte Anfang März 2025 – bedingt durch vorübergehend weniger wettbewerbsfähige Preise – bleibt Afrika, insbesondere Marokko, ein zentraler Bestandteil von Moskaus geoökonomischer Strategie. Durch seine dominante Stellung auf diesem strategischen Markt schafft Russland neue und langfristige politische sowie wirtschaftliche Allianzen und verschiebt die geopolitischen Machtverhältnisse in der Mittelmeerregion zunehmend zu seinen Gunsten. (Quelle: afrik.com)