Sahel: über 600 ungesetzliche Tötungen durch die Sicherheitskräfte von Burkina Faso, Mali und Niger bei Antiterroreinsätzen dokumentiert

Sahel: über 600 ungesetzliche Tötungen durch die Sicherheitskräfte von Burkina Faso, Mali und Niger bei Antiterroreinsätzen dokumentiertMenschenrechtsverletzungen bei Antiterroreinsätzen beenden – Internationale Koalition sollte sich für den Schutz von Zivilisten und Gefangenen einsetzen. Die Staatsoberhäupter der G5 Sahel und ihrer Partner versammeln sich derzeit im Tschad. Sie sollten sich verpflichten, die Rechte von Zivilisten und Gefangenen zu schützen und mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen während Antiterroreinsätzen in der Sahelzone zu untersuchen, so Human Rights Watch heute. Das Gipfeltreffen am 15. und 16. Februar 2021 in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena bewertet die erzielten Fortschritte der internationalen Koalition bei der Bekämpfung der Ausbreitung islamistischer bewaffneter Gruppen in der Sahelzone.

Seit Ende 2019 haben Human Rights Watch, die Vereinten Nationen und andere mehr als 600 ungesetzliche Tötungen durch die Sicherheitskräfte von Burkina Faso, Mali und Niger bei Antiterroreinsätzen dokumentiert. Versprochene Untersuchungen dieser und zahlreicher anderer mutmaßlicher Übergriffe haben den Opfern und ihren Familien keine Gerechtigkeit gebracht. Islamistische bewaffnete Gruppen, die sowohl mit Al-Qaida als auch mit dem Islamischen Staat verbündet sind, haben ebenfalls umfassende Gräueltaten begangen, darunter die mutmaßliche Tötung von über 100 Dorfbewohnern in Niger im Januar 2021, von mindestens 32 Dorfbewohnern in Mali im Juli 2020 und von mehr als 350 Dorfbewohnern in Burkina Faso seit 2019.

„Unrechtmäßige Tötungen durch Soldaten und bewaffnete Islamisten verstärken die Rekrutierung in rechtswidrige bewaffnete Gruppen und verschlimmern die Sicherheitskrise in der Region“, sagte Corinne Dufka, Sahel-Direktorin bei Human Rights Watch. „Um die Entwicklung umzukehren, müssen die Führer der G5 Sahel-Staaten und ihre Partner für Disziplin bei den Einsätzen sorgen, die Täter zur Rechenschaft ziehen und härter daran arbeiten, weitere Gräueltaten zu verhindern. Die Menschenrechte sollten ganz oben auf der Agenda des Gipfels stehen.“

An dem Gipfeltreffen nehmen die Mitglieder der regionalen Antiterroreinheit G5 teil, also Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger. Dazu kommen Frankreich, Deutschland und andere internationale Partner, darunter die Vereinten Nationen, die Afrikanische Union und die Europäische Union. Die Staats- und Regierungschefs werden auch die Fortschritte bewerten, die seit der Bildung der internationalen Koalition für den Sahel nach dem Gipfeltreffen in Pau, Frankreich, im Januar 2020 erzielt wurden. (HRW)